Fortschritte bei der Jodversorgung reichen noch nicht aus
Die Jodversorgung der deutschen Bevölkerung ist besser geworden, aber die optimalen Werte sind noch nicht erreicht. Es sind sogar Tendenzen zu beobachten, dass sich die Jodzufuhr wieder verschlechtern könnte.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. "Wenn Salz, dann Jodsalz", lautet eine zentrale Botschaft des "Arbeitskreises Jodmangel", der sich seit 25 Jahren um eine bessere Jodversorgung bemüht. Immer mehr Menschen und Nahrungsmittelproduzenten befolgten die Ratschläge, sagte Professor Thomas Remer bei einer Veranstaltung der Organisation in München. So ist von 1984 bis 2007 der Marktanteil von jodiertem Speisesalz in deutschen Haushalten von etwa 10 auf 80 Prozent gestiegen, wie der stellvertretende Sprecher des Arbeitskreises berichtete.
Auch jodierte Futtermittel für Schlacht- und Milchvieh haben zur besseren Jodversorgung beigetragen. Nahmen Bundesbürger noch in den 1980-er Jahren durchschnittlich nur 20 bis 40 µg Jod pro Tag zu sich, sind es heute nach großen epidemiologischen Untersuchungen 110 bis 150 µg. Neue Jodmangel-Strumen treten dadurch seltener auf, so der Experte aus Dortmund. Trotzdem bestehe noch eine Lücke zu den Empfehlungen, denen zufolge Kinder 100 bis 160 µg, Erwachsene 200 µg, Schwangere 230 µg und Stillende sogar 260 µg täglich zu sich nehmen sollten.
Gerade bei Schwangeren und Stillenden sei somit eine zusätzliche Jodversorgung über Jodtabletten ratsam. Die Herausnahme dieser Ergänzung aus dem Erstattungskatalog der Krankenkassen im Jahr 2003 habe nach einer großen norddeutschen Verlaufsuntersuchung mit über 20 000 Frauen eine signifikante Zunahme der Hypothyreoseraten bei Schwangeren bewirkt.
Rückschritte seien auch bei der Nahrungsmittelproduktion zu befürchten, sagte Professor Roland Gärtner aus München. Der Anteil von Jodsalz am Salz in Fertignahrungsmitteln ist von 2004 bis heute von 35 auf 29 Prozent gesunken. Ärzte sollten Patienten raten, beim Kauf von Fertignahrungsmitteln auf den Hinweis "Jodsalz" zu achten.