Hyperparathyreoidismus

Frauen können Risiko mit Kalzium senken

Zumindest Frauen können davon profitieren, wenn sie Kalzium zu sich nehmen: Es verringert offenbar das Risiko für einen primären Hyperparathyreoidismus.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Mit der Sonografie lassen sich Epithelkörperchenadenome der Nebenschilddrüse entdecken.

Mit der Sonografie lassen sich Epithelkörperchenadenome der Nebenschilddrüse entdecken.

© Photos.com

BOSTON / MASSACHUSETTS. Erstmals ist in einer prospektiven Studie beobachtet worden, dass bei Frauen die vermehrte Aufnahme von Kalzium - entweder mit der Nahrung oder als Supplementierung - mit einem signifikant verringerten Risiko assoziiert ist, an einem primären Hyperparathyreoidismus zu erkranken (BMJ 2012; 345, online 18. Oktober).

Um den Zusammenhang zwischen Kalziumaufnahme und primärem Hyperparathyreoidismus aufzuklären, werteten US-amerikanische Epidemiologen und Nephrologen um Dr. Julie M. Paik vom Brigham and Women's Hospital in Boston Daten von fast 58.400 Frauen der 1976 begonnenen Nurses' Health Study (NHS) aus.

Zu Beginn der Kalziumstudie 1986 waren sie zwischen 39 und 66 Jahre alt und nicht an einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen erkrankt.

Im Beobachtungszeitraum von 22 Jahren wurde schließlich bei 277 Frauen die Überfunktion diagnostiziert.

Ernährungsgewohnheiten alle zwei Jahre abgefragt

In der noch laufenden NHS werden die Teilnehmerinnen regelmäßig, und zwar alle zwei Jahre, zu ihren Ernährungsgewohnheiten und neu diagnostizierten Krankheiten befragt.

Die Frauen wurden für die aktuelle statistische Auswertung in fünf Gruppen eingeteilt, je nach Menge des mit der Nahrung oder zusätzlich per Supplementierung aufgenommenen Kalziums.

Die niedrigste mit der Nahrung aufgenommene Menge betrug 443 mg pro Tag, die höchste 1080 mg pro Tag. Die niedrigste Gesamtkalziumaufnahme betrug 522 mg pro Tag, die höchste 1794 mg pro Tag.

Das relative Risiko für die Überfunktion der Nebenschilddrüsen lag in der Gruppe der Frauen mit der höchsten Menge an Nahrungskalzium bei 0,56 (95%-iges Konfidenzintervall zwischen 0,37 und 0,86; p für Trend < 0,009).

Vergleichsgruppe waren Frauen in der Gruppe mit der niedrigsten Kalziumaufnahme. Bei der Berechnung des Risikowertes berücksichtigten Paik und ihre Kollegen Alter, BMI, Raucherstatus, Kalziumsupplementierung, Vitamin-D-Aufnahme, Aufnahme von Vitamin A und Proteinen über die Nahrung, Alkoholkonsum sowie den Gebrauch von Diuretika wie Thiaziden oder Schleifendiuretika.

Kalzium in der Pathogenese bedeutend

In einer zweiten Multivariatanalyse ermittelten die Ärzte das Erkrankungsrisiko bei der Aufnahme von 500 mg Kalzium pro Tag als Supplement im Vergleich zu keiner Supplementierung. Hier betrug das relative Risiko 0,41 (95%-iges Konfidenzintervall zwischen 0,29 und 0,60; p für Trend < 0,001).

Auch bei vermehrter Aufnahme des Mineralstoffs aus Tabletten ist also das Risiko für einen primären Hyperparathyreoidismus unabhängig von anderen Faktoren wie Alter und BMI signifikant verringert.

Aus früheren Studien lässt sich ableiten, dass Kalzium in der Pathogenese des primären Hyperparathyreoidismus von Bedeutung ist.

Unter anderem fördert möglicherweise ein chronischer Kalziummangel die Entstehung von Adenomen der Nebenschilddrüsen. Bekanntlich liegen bei mindestens 95 Prozent der Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus ein oder mehrere Adenome vor.

Empfehlung: ausreichend Kalzium zu sich nehmen

Wie Dr. James Norman vom Norman Parathyroid Center in Tampa in Florida in seinem Editorial zur Studie feststellt, bestätigen die Ergebnisse die Empfehlungen, die viele Ärzte ihren Patientinnen geben, nämlich sich ausreichend mit Kalzium zu versorgen.

Kalzium in moderaten Dosen brächte mehr Nutzen als Schaden, zumal bereits ein leicht verlaufender primärer Hyperparathyreoidismus aufgrund erhöhter Kalziumspiegel klinisch bedeutsame Symptome aufweise. Möglicherweise lasse sich also durch die Mineralsupplementierung die Inzidenz der Adenome tatsächlich reduzieren.

Quelle: www.springermedizin.de

Mehr zum Thema

Schilddrüsen-Check

Latente Hyperthyreose verdoppelt Risiko für Vorhofflimmern

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen