Von verheimlichten Kindern und zweifelnden Vätern

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Vaterschaftstests boomen. Väter wollen wissen, ob sie wirklich Erzeuger ihrer Töchter oder Söhne sind. Kinder möchten herausfinden, woher sie stammen. Kommen Zweifel auf, ist es heute einfach, mit Hilfe von Gentests Gewißheit zu bekommen. In den meisten Fällen werden die Befürchtungen nicht bestätigt: 75 Prozent der untersuchten Männer sind entgegen ihrer Zweifel tatsächlich der leibliche Vater. Sehr oft jedoch wird die Vaterschaft gar nicht erst in Frage gestellt. Experten schätzen, daß jedes zehnte Kind in Deutschland ein "Kuckuckskind" ist.

Das Buch "Der Kuckucksfaktor - Raffinierte Frauen? Verheimlichte Kinder? Zweifelnde Väter?" aus dem Gennethos Verlag will sich dem brisanten Thema nähern. Herausgegeben haben das Werk Hildegard Haas und Claus Waldenmaier, die als Vorreiter in der privaten Vaterschaftsanalyse gelten.

Haas ist Laborverantwortliche des Münchner Gentestlabors Genedia AG. Waldenmaier, der sich 1978 in München als Kinderarzt und Humangenetiker niedergelassen hat, arbeitet in der genetischen Diagnostik und Beratung. Anlaß für das Buch war die ihrer Meinung nach oberflächlich geführte Diskussion des Themas Kuckuckskind und Vaterschaftstest. Sie vermissen das "Menschliche" und fordern eine "ethische Sicht".

Waldenmaier betont: "Uns ist klar, daß nicht alles medizinisch und technisch Machbare auch immer erstrebenswert ist. Andererseits gilt es, mit den Errungenschaften unserer Zeit sinnvoll umzugehen." Kein Problem sehen die Herausgeber darin, daß die Gentests ohne Zustimmung des Kindes oder der Eltern vorgenommen werden können. Sie sind der Meinung, jeder habe ein Recht auf Identität und ein Recht zu wissen, wohin sein Erbgut wandere.

"Um allen Auswirkungen und Folgeerscheinungen, die sich aus einem ‚Kuckuckskind‘ ergeben, einen übergeordneten Namen zu geben", wählten die Autoren den titelgebenden Begriff "Kuckucksfaktor", der beispielsweise die Ursachen des Seitensprungs und die psychologischen Folgen ebenso mit einbezieht wie die rechtlichen Aspekte. (ddp)

Hildegard Haas, Claus Waldenmaier. Der Kuckucksfaktor.Raffinierte Frauen? Verheimlichte Kinder? Zweifelnde Väter? Gennethos Verlag, 352 S. München 2004. 39,80 Euro.

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