Tenofovir-basierte Therapie hat für HIV-Infizierte Vorteile

WIEN (awa). Mit der Kombination aus den vier Hemmern der Reversen Transkriptase (NRTI) Abacavir, AZT, 3TC und Tenofovir ist eine einfache und potente HIV-Therapie möglich. Die Kombination hat ein günstiges Resistenzprofil und wirkt aufgrund der Interaktionen der Resistenzen auch noch bei mäßig vorbehandelten Patienten.

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Nach wie vor stellen zwei NRTIs die Basis, das Rückgrat einer HIV-Therapie dar. Mittlerweile gebe es sieben NRTIs und vier verschiedene fixe NRTI-Kombinationen. Und die Auswahl eines ähnlich potenten Rückgrates oder sogar einer reinen, klassensparenden NRTI-Therapie sei möglich, sagte Dr. Heribert Knechten, niedergelassener HIV-Spezialist aus Aachen.

Die Kombination aus den drei NRTI Abacavir, AZT und 3TC (Trizivir®) ist nach Angaben von Knechten auch als Langzeittherapie gut verträglich und gehe wenig Interaktionen mit anderen Medikamenten ein, allerdings reicht die antivirale Potenz von drei NRTIs nicht an die Potenz einer Therapie mit zwei Substanzklassen heran.

Die zusätzliche Behandlung mit Tenofovir (Viread®) erhöhe die Wirksamkeit, wie eine Studie ergeben habe, berichtete Knechten auf dem deutsch-österreichischen AIDS-Kongreß in Wien.

So war bei bisher nicht behandelten Patienten die reine NRTI-Therapie mit Abacavir, AZT, 3TC und Tenofovir auch nach 48 Wochen Behandlung ähnlich wirksam wie die divergente Standardbehandlung mit dem nicht-nukleosidalen reversen Transkriptase-Hemmer Efavirenz plus AZT und 3TC.

Für den Virologen Dr. Hauke Walter von der Universität Erlangen ist die Kombination mit den vier NRTI vor allem auch hinsichtlich der Resistenzen interessant, denn durch strategisches Kombinieren lassen sich Kreuzresistenzen verhindern. In Kombinationen mit Tenofovir, aber ohne AZT, führe die Mutation K65R, die eine Kreuzresistenz gegen die meisten NRTI verursacht, zu einer hohen Rate an virologischem Versagen.

Die gemeinsame Anwendung von AZT und Tenofovir übe jedoch einen antagonistischen Selektionsdruck aus, so Walter. AZT schützt vor der K65R-Mutation, weil die Viren gegen AZT empfindlicher werden und deshalb mit der K65R-Mutation keinen Vorteil haben. Die K65R-Mutation wiederum verhindert, daß sich sogenannte Thymidinanaloga-Mutationen (TAMs), die auch AZT unwirksam machen, bilden.

Bei zuvor behandelten Patienten wirken Walter zufolge die vier NRTI gut, wenn außer der NRTI-Resistenzmutation M184V keine weiteren Mutationen oder nur sehr wenig TAMs vorhanden sind. Denn die M184V erhöht ebenfalls die Empfindlichkeit der Viren gegen AZT.

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