Atazanavir gegen HIV bewährt sich langfristig

MÜNCHEN (wst). Bei HIV-Patienten, die mit herkömmlichen Protease-Hemmer-haltigen Kombinationstherapien nicht mehr zufriedenstellend behandelbar sind, gilt die Einbeziehung von mit Ritonavir verstärktem Lopinavir als ein Goldstandard. In einer Langzeitstudie über 96 Wochen wurde nun festgestellt, daß in der gleichen Situation der einmal täglich zu applizierende Protease-Hemmer Atazanavir gleichermaßen effektiv ist.

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Wie der HIV-Therapeut Dr. Werner Becker aus einer Schwerpunktpraxis in München bei den 11. Münchner AIDS-Tagen berichtet hat, waren in die Langzeitstudie BMS-045 insgesamt 358 Patienten einbezogen worden. Bei allen Patienten hatten zuvor mindestens zwei antiretrovirale Kombitherapien, einschließlich einer Protease-Hemmer-(PI)-haltigen Kombination virologisch versagt.

Per Zufall aufgeteilt in drei Gruppen bekamen die Patienten Ritonavir-verstärkt einmal täglich 300 mg Atazanavir (Reyataz®, n=120), zweimal täglich 400 mg Lopinavir (n=123) oder einmal täglich eine nichtgeboosterte Doppel-PI-Kombination aus 400 mg Atazanavir plus 1200 mg Saquinavir (n=115). Niedrigdosiertes Ritonavir als Booster verhindert den Abbau des Kombipartners.

Alle Patienten erhielten Tenofovir plus ein weiteres individuell geeignetes Nukleosid-Analogon, wie Becker auf der vom Unternehmen Bristol-Myers Squibb unterstützten Veranstaltung berichtet hat.

Der Doppel-PI-Zweig der Studie wurde wegen Unterlegenheit nach 48 Therapiewochen abgebrochen. Die Therapie mit einmal täglich Atazanavir und die Behandlung mit zweimal täglich Lopinavir - jeweils mit niedrigdosiertem Ritonavir verstärkt - erwiesen sich als gleichermaßen effektiv. Bereits zwölf Wochen nach Therapiebeginn war in beiden Behandlungsgruppen die mediane Virusmenge um etwa zwei Log-Stufen (also um 99 Prozent) gefallen und konnte auf diesem Niveau bis zum Studienende nach 96 Wochen gehalten werden.

Bei 43 (32) Prozent aller Patienten der Atazanavir-Gruppe lag die Virusmenge nach 96 Therapiewochen unter 400 (unter 50) HIV-RNA-Kopien/Milliliter Blut. Die entsprechenden Nachweisgrenzen unterschritten unter Lopinavir 46 und 35 Prozent der Patienten. Die mittlere Zunahme der CD4-Zellen betrug nach 96 Wochen bei Atazanavir 160 Zellen pro Mikroliter Blut und bei Lopinavir 142 Zellen/Mikroliter Blut. Die Unterschiede zwischen beiden Gruppen waren nicht signifikant.

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