Atazanavir hält den Aids-Erreger gut in Schach

DUBLIN (nsi). Mit dem HIV-Medikament Atazanavir ist auch ohne Verstärkung durch niedrigdosiertes Ritonavir eine Therapie möglich. Dies geht aus den 48-Wochen- Ergebnissen der SWAN-Studie hervor, die bei der europäischen Aids-Konferenz in Dublin vorgestellt worden ist.

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In der Studie sollte geprüft werden, ob der Wechsel von einem Therapieschema auf der Grundlage eines Protease-Hemmers (mit oder ohne Ritonavir) auf den ungeboosterten Protease-Hemmer Atazanavir sicher und verträglich im Vergleich mit einer Kontrollgruppe ist, die weiter die bisherige Medikation erhält.

Mit Atazanavir gab es nur bei knapp halb so vielen Patienten einen Anstieg der Virusmenge wie in der Kontrollgruppe. Bei diesem Protease-Hemmer gab es zudem deutlich weniger unerwünschte Effekte auf den Gastrointestinaltrakt und den Lipidstoffwechsel. Vorgestellt hat die Studie Professor José Gatell vom Hospital Clinic i Provincial in Barcelona.

Von 407 HIV-Infizierten, bei denen mit einer antiretroviralen Therapie auf der Grundlage eines Proteasehemmers die Virusmenge unter 50 HIV-RNA-Kopien pro Milliliter Blut gefallen war, wurden 247 auf einmal täglich ungeboostertes Atazanavir (Reyataz® von dem Unternehmen Bristol-Myers Squibb) umgestellt, 133 wurden weiterbehandelt. Davon erhielten 54 Prozent einen Ritonavir-geboosterten Protease-Hemmer.

Die Nukleosid-Analoga-Therapie blieb in beiden Gruppen unverändert. Die Teilnehmer hatten durchschnittlich 490 T-Helfer-Zellen pro Mikroliter Blut. Nach 48 Wochen sei in der Kontrollgruppe bei 16 Prozent der Probanden die Virusmenge auf über 50 RNA-Kopien/ml gestiegen, aber nur bei sieben Prozent der Patienten unter Atazanavir, hat Gatell berichtete.

Acht Prozent in der Atazanavir-Gruppe klagten über unerwünschte gastrointestinale Effekte wie Diarrhöen, 13 Prozent waren es im Kontrollarm. Mit der Testmedikation besserten sich die Lipidwerte: Um 33 Prozent durchschnittlich sanken die nüchtern gemessenen Triglyzeridwerte in der Atazanavir-Gruppe, im Kontrollarm stiegen sie um neun Prozent.

Das Gesamtcholesterin nahm um 15 Prozent in der Atazanavir-Gruppe ab und um drei Prozent in der Kontrollgruppe. Das nüchtern bestimmte LDL-Cholesterin sank um durchschnittlich zwölf Prozent bei Atazanavir im vergleich zu fünf Prozent in der Kontrollgruppe. "Die gute Wirksamkeit auch von nicht mit Ritonavir verstärktem Atazanavir und der günstige Einfluß auf den Fettstoffwechsel können Gründe sein, den Protease-Hemmer kombiniert mit anderen antiretroviralen Substanzen anzubieten", sagte Gatell.

Atazanavir ist in Europa derzeit zugelassen nur in Kombination mit Ritonavir als Verstärker für die Behandlung von bereits behandelten Patienten und als Teil einer antiretroviralen Therapie mit Medikamenten anderer Substanzklassen. Die US-Behörden haben die Auflage der Ritonavir-Verstärkung bei der Zulassung nicht gemacht.

Die EU-Zulassungsbehörde wollte mehr Daten zu Effektivität und Sicherheit über einen längeren Zeitraum für die Entscheidung, ob Atazanavir künftig ohne Ritonavir-Verstärkung angewendet werden darf. Die in Dublin vorgestellten Ergebnisse der SWAN-Studie erweitern die Datenbasis und könnten zu einer solchen Entscheidung beitragen.

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