HIV - Mindeststandards für Verlaufskontrolle in Afrika erprobt

FRANKFURT AM MAIN (nsi). In Südafrika läuft jetzt mit Unterstützung aus Deutschland ein auf Länder mit geringem Gesundheitsbudget zugeschnittenes Programm zur Therapieüberwachung von HIV-infizierten Menschen an.

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"Es ist unrealistisch, in afrikanischen Ländern den Standard westlicher Länder zur Überwachung der antiretroviralen Behandlung umsetzen zu wollen", sagte der Virologe Professor Wolfgang Preiser aus Frankfurt am Main zur "Ärzte Zeitung".

Ein solcher Anspruch hemme den Zugang zu antiretroviralen Medikamenten für einen großen Teil der infizierten Bevölkerung. In Südafrika steigt die Rate der HIV-Neuinfektionen weiter und auch die durch Aids verursachte Zahl der Todesfälle.

Ein zuverlässiger Gradmesser für die Ausbreitung von HIV in Südafrika seien die Seroprävalenzraten von Schwangeren, so Preiser bei einer Veranstaltung der Frankfurter Medizinischen Gesellschaft. Denn Schwangere ließen sich noch am ehesten auf HIV testen.

Die Entwicklung der Zahlen nannte Preiser bedrückend: Im Jahr 1990 waren 0,7 Prozent der Schwangeren mit dem Virus infiziert, 2004 war diese Zahl auf 28 Prozent gestiegen. Bislang zeichne sich keine Trendumkehr ab.

In Südafrika haben sich nach Angaben von Preiser gewissermaßen zwei Epidemiewellen überlagert: die der Ersten und die der Dritten Welt. Die HIV-Epidemie der westlichen Welt begann auch in Südafrika in den 80er Jahren mit Aids-Kranken unter homosexuellen, vor allem weißen Männern. Seit 1990 wurde eine stärkere Ausbreitung in der schwarzen Bevölkerung durch Aids-Kranke Männer und Frauen erkennbar.

"Inzwischen hat die Welle der Dritte-Welt-Epidemie die Epidemiewelle der Ersten Welt überholt", sagte Preiser, der an der Fakultät für Gesundheitsforschung der Universität Stellenbosch bei Kapstadt arbeitet. Schätzungen zu Folge seien von den 45 Millionen Südafrikanern 5,3 Millionen mit dem Aids-Erreger infiziert.

"Damit wir überhaupt in der Behandlung von HIV-infizierten Patienten in Südafrika vorankommen, entwickeln wir dieses Minimalprogramm zur Therapieüberwachung, das zeigen soll, in welchen Mindestabständen wir Laboruntersuchungen bei Behandelten machen müssen, um ein Versagen der Therapie und eine Resistenzentwicklung rechtzeitig zu erkennen", sagte Preiser.

Das Programm könne Vorbild auch für andere Länder werden. Erst seit kurzem wird in Südafrika HIV-Infizierten, die die Medikamente nicht bezahlen können, eine Behandlung auf Staatskosten angeboten. Doch noch immer verzögere die "ambivalente Haltung der Regierung und die Popularität von Aids-Leugnern die Umsetzung des Programms", so Preiser.

Ausführliche Informationen zu HIV und Aids zum Beispiel in einem Essay im Springer Lexikon Medizin.

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