Ist eine befristete frühe HIV-Therapie nutzlos?

MÜNCHEN (wst). Mit einer befristeten hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) die Virusmenge im frühen Stadium der akuten HIV-Infektion möglichst niedrig zu halten bringt offenbar nichts. Allerdings stehen Langzeitresultate mit harten Endpunkten noch aus.

Veröffentlicht:

Zwei bis acht Wochen nach einer Infektion mit HIV kommt es im Blut zu einem steilen Anstieg der Virusmenge, die im weiteren Verlauf auf ein Latenzniveau sinkt, wie Hendrik Streeck vom Universitätsklinikum Bonn auf einer vom Unternehmen Bristol-Myers Squibb unterstützten Veranstaltung bei den 11. Münchner AIDS-Tagen sagte.

Bei genauer Analyse fällt die Frühphase der Infektion bei etwa 80 Prozent aller Neuinfizierten durch ein akutes HIV-Infektionssyndrom auf. Die Patienten haben Fieber, Hautausschläge, orale Ulzera, Arthralgien, Pharyngitis, Lymphadenopathie und Appetit- und Gewichtsverlust sowie allgemeine Abgeschlagenheit und Symptome, die oft zuerst an eine infektiöse Mononukleose denken lassen.

Da eine überdurchschnittlich hohe initiale Virusmenge verschiedenen Untersuchungen zufolge für einen eher ungünstigen Krankheitsverlauf spricht, scheint die Strategie verlockend, bei HIV-Patienten, die schon in der Frühphase entdeckt wurden, die initiale Virusmenge mit einer befristeten HAART möglichst niedrig zu halten.

Um den Erfolg einer solchen Maßnahme zu prüfen, haben die Bonner Ärzte in einer Pilotstudie zwölf Patienten im akuten HIV-Infektionssyndrom ein halbes Jahr lang mit HAART behandelt. Dadurch wurde bei allen die Virusmenge wieder unter die Nachweisgrenze von 50 Kopien/ml gedrückt. Acht Kontrollpatienten mit gleichen Eingangsvoraussetzungen wurden nur beobachtet.

Ein Jahr später und damit ein halbes Jahr nach Therapie-Ende war jedoch kein Nutzen der befristeten Therapie erkennbar: Die mediane Virusmenge lag bei den Patienten in der unbehandelten Gruppe bei 38 000 Kopien/ml und in der vorübergehend behandelten Gruppe bei 49 000 Kopien/ml. Auch die CD4- und CD8-Zellzahlen waren in beiden Gruppen ähnlich.

Mehr zum Thema

Offener Brief an Minister Lauterbach

HIV-Versorger rufen nach Maßnahmen gegen Lieferengpässe

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ergänzung herkömmlicher Modelle

Kalziumscore verbessert Vorhersage stenotischer Koronarien

Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren