Deutsche Ärzte gesucht, die in Botswana helfen wollen

Von Marion Lisson Veröffentlicht:

Cynthia ist bildhübsch. Sie lebt in Botswana. 80 Kilometer von der Hauptstadt Gaborone entfernt. Cynthia ist mit HIV infiziert. Alle paar Tage kommt die 32jährige in die Ambulanz in ihrem kleinen Wohnort, um sich mit den dringend benötigten Medikamenten versorgen zu lassen. Dafür muß sie nichts zahlen. Ihre Familie hätte, wie viele Menschen in Botswana, auch gar kein Geld für eine Behandlung.

Hilfe tut not. Botswana ist nach Südafrika das von Aids am stärksten betroffene Land der Welt. Über 260 000 Erwachsene der nur 1,6 Millionen Einwohner Botswanas sind HIV-positiv. "Dies sind mehr als 35 Prozent der werktätigen Bevölkerung", berichtet Andreas Marmsoler vom Arzneimittelhersteller MSD Sharp & Dohme in Haar bei München.

Sein Unternehmen engagiert sich schon seit Juli 2000 in diesem Land. Auf Initiative des forschenden Pharmaunternehmens, das zu Merck & Co., Inc., Whitehouse Station (USA) gehört, wurden die "African Comprehensive HIV/Aids Partnerships" (ACHAP) gegründet.

Engagement dauert drei bis sechs Monate

Zur Zeit sucht das Unternehmen weltweit Ärzte, die in Botswana helfen wollen. Cynthias Arzt etwa kommt aus Australien. Fünf Jahre klinische Erfahrung und idealerweise auch einen Bezug zur sogenannten Dritten Welt und deren Kulturverständnis sollten die Bewerber vorweisen können, die sich in Botswana engagieren möchten.

Drei bis sechs Monate bleiben die Mediziner in der Regel im Land. 4000 US-Dollar (3340 Euro) monatlich bekommen die Ärzte für ihr Engagement in Botswana bezahlt. Hin- und Rückflug werden ebenfalls übernommen. Deutsche Ärzte sind herzlich willkommen.

40 000 Menschen konnten wie Cynthia bereits kostenlos mit anti-retroviralen Medikamenten von MSD versorgt werden. "Dies zeigt, daß wir auf dem richtigen Weg sind im Kampf gegen die Krankheit", freut sich Kevin Ali, Hauptgeschäftsführer der deutschen MSD-Gruppe.

In bereits 32 Einrichtungen im Land sei eine medikamentöse Therapie verfügbar. Doch nicht nur dringend benötigte Medikamente werden an die Infizierten ausgehändigt. Ziel von ACHAP ist es ebenfalls, den kranken Menschen in Botswana eine angemessene Pflege zukommen zu lassen und präventiv tätig zu werden.

Prävention, dies beginnt schon an den Bushaltestellen des Landes. Schließlich kommen hier viele Menschen zusammen. Große bunte Plakate sollen Erwachsenen und Kindern die Botschaft in der Landessprache oder auf Englisch übermitteln: Es geht darum, sich zu schützen, weitere Ansteckungen zu vermeiden.

Auch in den Schulen ist HIV und Aids ein Thema. Mediziner, Schwestern, Lehrer und Engagierte aus dem In- und Ausland suchen seit Jahren den Kontakt mit den Kindern und werden nicht müde, immer wieder über Vorbeugung und Behandlung zu sprechen.

100 Millionen Dollar für die notwendige Infrastruktur

Jeweils 50 Millionen US-Dollar (42 Millionen Euro) stellen MSD und die Melinda & Bill Gates Foundation bereit, um im Land die notwendige Infrastrukturen zu schaffen. Auch die Regierung von Botswana unterstützt das Programm, das noch bis 2009 laufen soll.

Daß es keine leichte Aufgabe ist, für die Krankheit ein Bewußtsein zu schaffen, wissen Insider gut. Besonders schwierig ist es vor allem, die Menschen zu überzeugen, sich behandeln zu lassen.

"Als MSD seinen Mitarbeitern in Südafrika vor einem Jahr einen HIV-Test zur Vorsorge angeboten hat, waren nur fünf Prozent dazu bereit, sich testen zu lassen", berichtet Per Wold-Olsen, der in der Führungsspitze von Merck & Co. als Präsident für Europa, den Mittleren Osten und Afrika zuständig ist. Das ist nun anders. Die Info-Kampagnen im Land zeigen Wirkung. Vor gut zwei Jahren meldeten sich 95 Prozent der Angesprochenen zu dem HIV-Test an, freut sich Wold-Olsen.

Ärzte, die für ein halbes Jahr in Botswana arbeiten wollen, wenden sich an Ditsapelo Makati (Ms), Senior Human Resources Officer, Tel : 00267-3933842 (Fax: -3933509/7), E-Mail: ditsapelo@achap.org

Mehr zum Thema

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen