Mitunter starke Immunreaktion auf HIV-Therapie

HANNOVER (wst). Bis zu 30 Prozent aller HIV-Infizierten im fortgeschrittenen Stadium berichten Tage bis wenige Monate nach einer erstmals begonnenen hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) über eine Verschlechterung ihres Befindens.

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Die Patienten haben Zeichen einer akuten Infektion, obwohl die Medikamente zunächst gut verträglich sind und die Laborkontrolle bestätigt, daß die Arzneien wirksam sind. Verschlechtere sich während einer HIV-Therapie zunächst das Befinden, sollte an ein immunrekonstitutionelles inflammatorisches Syndrom (IRIS) gedacht werden, sagte Dr. Hans Heiken von der Medizinischen Hochschule Hannover.

IRIS ist ein Sammelbegriff für überschießende Entzündungsreaktionen, die sowohl eine infektiöse als auch nicht infektiöse Ursache haben können. Die Reaktionen können auftreten, wenn etwa ein erheblich geschwächtes Immunsystem plötzlich wieder erstarkt. IRIS komme aber nicht nur bei HIV-Patienten mit erfolgreicher HAART vor, sondern auch bei anderen Patienten - etwa nach dem Ende einer Chemotherapie oder wenn eine immunsuppressive Behandlung unterbrochen werde.

Häufigster Auslöser eines IRIS bei neu begonnener HAART ist eine subklinische opportunistische Infektion, etwa eine Zytomegalie. Gegebenenfalls sollte die Infektion spezifiziert werden und eine zielgerichtete Therapie erfolgen. Zusätzlich sei symptomatisch mit NSAR und eventuell mit einer befristeten immunsuppressiven Therapie gegen das Entzündungssyndrom zu therapieren. HAART selbst solle nach Möglichkeit fortgeführt werden, betonte Heiken auf einer Aids-Tagung in München.

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