HIV

Heilung bleibt das Ziel

HIV-Infizierte zu heilen - diese Hoffnung haben Forscher noch nicht aufgegeben. Mut macht der Erfolg bei einer kleinen Gruppe von Patienten: Bei ihnen ist das HI-Virus nach Ende der Behandlung nicht mehr nachweisbar.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Die HI-Viren können mit ihren Spikes ihre Zielzellen im Wirtsorganismus nicht mehr entern, wenn diese Zellen durch gentechnische Veränderung den Rezeptor CCR5 nicht mehr bilden.

Die HI-Viren können mit ihren Spikes ihre Zielzellen im Wirtsorganismus nicht mehr entern, wenn diese Zellen durch gentechnische Veränderung den Rezeptor CCR5 nicht mehr bilden.

© psdesign1 / fotolia.com

MÜNCHEN. Eine Heilungsrate von 90 bis 95 Prozent wie bei viralen Hepatitiden streben Therapeuten auch bei HIV-Infizierten an.

Im Vorfeld der 15. Münchner Aids- und Hepatitis-Tage 2014, die vom 21. bis 23. März stattfinden, berichtet Kongresspräsident Dr. Hans Jäger im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" über Erfolge im Kampf gegen HIV.

So ist das HI-Virus bei 20 Patienten weltweit trotz Therapie-Ende nicht mehr nachweisbar. Die größte Gruppe sind Teilnehmer einer französischen Studie, die sofort nach der Infektion intensiv ein bis drei Jahre behandelt wurden. Nach Therapie-Ende hatte sich das Virus nicht mehr vermehrt, so Jäger.

14 solcher "post treatment controller" (15 Prozent) gibt es in der Studie. Jäger: "Wenn die Patienten überhaupt Virusreservoirs im Körper entwickelt haben sollten, konnten sie diese durch die schnelle und frühe Therapie noch entleeren."

Auch der HIV-Therapeut und seine Kollegen untersuchen diese Strategie seit vier Jahren in der "New Era"-Studie: Direkt nach der Infektion beginnt eine intensive Fünffachtherapie. Noch gibt es keine Endergebnisse, doch "wir sind jetzt an dem Punkt, an dem wir aufhören können zu behandeln", so Jäger.

Dem Virus das Futter nehmen

Andere Ansätze sind zwar erfolgreich, aber nichts für die Routine, wie die Knochenmarktransplantation beim "Berlin-Patienten", oder experimentell, etwa eine Studie mit zwölf Infizierten: Zielzellen des Virus wurden ex vivo so verändert, dass sie den Rezeptor CCR5 zum Entern der Zelle nicht mehr bilden, und reinfundiert.

Die Idee: Die noch vorhandenen Lymphozyten werden zwar durch HIV angegriffen und sterben. Die reinfundierten T-Zellen jedoch sind geschützt, wie Jäger erläuterte. Dadurch habe das Virus quasi kein "Futter" mehr.

Auf dem Kongress werden auch Strategien gegen virale Hepatitiden diskutiert. Bei HCV war man bisher vor allem auf das nebenwirkungsreiche Interferon angewiesen, inzwischen aber wird stärker auf die Virologie als auf die Histologie geachtet.

Es gibt Medikamente, "die durchaus aus denselben Klassen kommen wie die HIV-Medikamente, aber gegen HCV entwickelt worden sind", so Jäger. "Ende 2014 werden wir die meisten Hepatitis-C-Patienten ohne Interferon behandeln können, das heißt auch mit deutlich weniger Nebenwirkungen."

Krebs bei HIV-Infizierten

Da Krebs bei HIV-Infizierten an Bedeutung gewinnt, gibt es bei der Tagung auch erstmals ein Onkologie-Symposium.

Jäger: "HIV-Infizierte haben besondere Krebserkrankungen, etwa Lungen- und Analkrebs, die nichts mit HIV zu tun haben, die aber bei diesen Patienten häufiger sind."

Diskutiert werde unter anderem, warum etwa HIV-Infizierte mit Brustkrebs ein dreifach höheres Risiko haben, am Krebs zu sterben, als nicht infizierte Patienten.

Mehr zum Thema

Interview

Wie toxische Männlichkeit der Gesundheit von Männern schadet

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“