Schistosoma

Versagt HIV-Therapie bei Wurmbefall?

Wirkt die HIV-Therapie bei gleichzeitig bestehender Schistosomiasis schlechter? Das wird jetzt bei HIV-Patienten untersucht.

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FREIBURG. In manchen Regionen im südlichen Afrika hat jeder dritte HIV-Patient gleichzeitig eine Infektion mit dem Wurmparasiten Schistosoma.

Ob Patienten mit Koinfektion schlechter auf moderne HIV-Therapien ansprechen, untersuchen nun Dr. Matthias Müller und Dr. Katarina Stete von der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II des Uniklinikums Freiburg.

Sie werden gemeinsam mit Forschern des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Basel und der Universität Leiden in den Niederlanden Blutproben und Therapieverläufe von etwa 800 HIV-Patienten auswerten, teilt die Klinik in Freiburg mit.

Die Studie konnte sich im Förderprogramm Infektiologie des Unternehmens Gilead durchsetzen und wird nun mit 56.000 Euro gefördert.

Wurmlarven bohren sich durch die Haut

Schistosomiasis, auch als Bilharziose bekannt, wird durch Saugwürmer verursacht, die insbesondere in warmen Gewässern verbreitet sind. Die Wurmlarven bohren sich durch die intakte Haut und entwickeln sich im Körper weiter, erinnert die Uniklinik.

Die akute Infektion zeigt sich durch Fieber. Im Anschluss können die Würmer über Jahre im Venengeflecht um Darm und Blase überleben, wo sie ihre Eier ablegen. Die wandernden Eier führen zu einer chronischen Entzündungsreaktion in Darm, Blase und Leber, was im Verlauf der Jahre zu Leberzirrhose und zu Leber- oder Blasenkrebs führen kann.

Nach Angaben der WHO sind allein im südlichen Afrika über 200 Millionen Menschen an Schistosomiasis erkrankt. Auch für HIV ist das südliche Afrika ein Hotspot. Mehr als 25 Millionen Menschen sind dort infiziert, heißt es in der Mitteilung.

Zwar steigt aufgrund internationaler Programme der Anteil der Patienten, die Zugang zu modernen HIV-Therapien haben. Doch es gibt Hinweise, dass Personen mit Schistosoma-Koinfektion deutlich schlechter auf die Therapie ansprechen.

"Die Studie könnte die Schistosoma-Koinfektion als eine einfach zu behandelnde Ursache identifizieren, die zum Versagen der HIV-Therapie führt", wird Professor Winfried Kern, Leiter der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II am Uniklinikum Freiburg, in der Mitteilung zitiert.

Moleküle im Blut erkennbar

In Ifakara im südlichen Tansania werden die Forscher Therapieverläufe und Blutproben von HIV-Patienten auswerten, die dort vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut seit 2004 betreut werden.

Die Schistosoma-Infektion wird im Blut mit Hilfe eines neuartigen Tests von niederländischen Kollegen nachgewiesen. Während bislang der Nachweis einer Infektion über Wurmeier im Stuhl erfolgt, kann der neue Test wurmspezifische Moleküle im Blut erkennen.

"Der Test ist viel sensibler als die bisherige Methode und kann an den eingefrorenen Blutproben der Studienpatienten angewandt werden", sagt Projektleiter Müller. Dadurch können auch Blutproben neu ausgewertet werden, die vor und während der Therapie genommen wurden.

Sollte sich zeigen, dass die HIV-Therapie bei Wurmbefall schlechter wirkt, gibt es aber auch eine positive Nachricht, so die Uniklinik Freiburg: Schistosomiasis lässt sich durch einmalige Gabe des Medikaments Praziquantel zuverlässig und preisgünstig behandeln.

"Von der Behandlung der Schistosoma-Infektion könnten dann Millionen HIV-infizierter Patienten in Afrika und anderen tropischen Ländern profitieren", hofft Müller. (eb)

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