Klinische Studie

Antikörper gegen HIV breit wirksam

Statt einer aktiven Impfung gegen HIV setzen manche Forscher auf breit neutralisierende Antikörper gegen den Aids-Erreger - und sind in einer ersten Studie mit 15 Patienten erfolgreich.

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Große Hoffnungen setzen Wissenschaftler derzeit auf die Ergänzung der medikamentösen Therapie durch breit neutralisierende Antikörper. Dazu gehört etwa der Antikörper 3BNC117. Vor wenigen Jahren entdeckten Forscher, dass einige HIV-Infizierte - man schätzt etwa ein Prozent - nach langer Infektionsdauer auch Antikörper bilden, die breit virusneutralisierend wirken, indem sie mehrere HIV-Varianten zugleich erkennen, an sie binden und Attacken auf die CD4-Zellen verhindern.

Der Antikörper 3BNC117 wurde aus dem Blut eines HIV-Infizierten isoliert und kloniert, dessen Immunsystem den Aids-Erreger optimal unter Kontrolle gebracht hatte. Er neutralisiert etwa 80 Prozent der weltweit existierenden HIV-Varianten und erkennt Bindungsstellen auf HIV-1, die gp120-Region der env-Moleküle.

In einer ersten klinischen Studie gelang es tatsächlich, mit dem gut verträglichen Antikörper bei noch unbehandelten HIV-Infizierten die Virusmenge deutlich zu reduzieren (Nature 2015; 522: 487-491). Um die Viren gut unter Kontrolle halten zu können, reicht jedoch die Behandlung ausschließlich mit breit neutralisierenden Antikörpern voraussichtlich nicht aus.

Aktuelle Ergebnisse der kleinen Studie mit 15 HIV-Infizierten und einem Follow-up von nunmehr einem halben Jahr zeigen, dass eine einzige Behandlung mit dem Antikörper 3BNC117 nicht nur die Infektion weiterer Immunzellen im Körper verhindert, sondern offenbar auch dazu beiträgt, bereits infizierte Lymphozyten zu eliminieren (Science 2016; 352/6288: 997-1001 sowie 1001-1004).

In einer folgenden Studie soll nun geprüft werden, ob die kombinierte Behandlung von HIV-Infizierten mit antiretroviral wirksamen Medikamenten und dem Antikörper geeignet ist, Reservoire, in denen der Aids-Erreger quasi schlummert, zu zerstören. (ple)

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