Mit HIV-Infektion auf Reisen

Darauf ist zu achten!

Eine HIV-Infektion bedeutet nicht, auf Fernreisen verzichten zu müssen. Eine gute reisemedizinische Vorbereitung ist aber unerlässlich.

Veröffentlicht:

Zieht es HIV-infizierte in die Ferne, sollte rechtzeitig vor Reiseantritt mit den Vorbereitungen begonnen werden. So existieren in einigen Ländern Einreisebeschränkungen für HIV- Infizierte, und bei der Einfuhr bestimmter Arzneien kann es manchmal ohne ärztliches Attest Schwierigkeiten geben. Es sind aber auch gesundheitliche Aspekte mit Blick auf den Immunstatus und die antiretrovirale Medikation zu berücksichtigen.

HIV-Infizierte haben im Vergleich zu Nichtinfizierten ein höheres Risiko reiseassoziierter Infektionen. Und da Infektionen das Immunsystem aktivieren und somit auch die HI-Viren, ist das Vermeiden von Infektionen ein entscheidender Aspekt der reisemedizinischen Beratung HIV-Infizierter, erklärt Internist und Infektiologe Dr. Georg Härter vom MVZ Medicover, Zentrum für Hormon- und Stoffwechselerkrankungen und Infektiologie in Ulm (MMW 2016; S2 158: 38-42).

Neben allgemeinen Verhaltensmaßregeln zur Infektionsprophylaxe, wie etwa der konsequente Einsatz von Repellenzien zum Malariaschutz, ist ein umfassender Impfcheck wichtig. Die Standardimpfungen sollten überprüft und, wenn nötig, gemäß der aktuell geltenden Empfehlungen aufgefrischt werden. Zum anderen müssen die je nach Reiseziel reisemedizinisch notwendigen Impfungen erfolgen.

Prinzipiell gilt, dass Totimpfstoffe bei HIV-Infizierten unabhängig vom Krankheitsstadium gefahrlos angewendet werden können. Mit Lebendimpfstoffen sollte nur geimpft werden, wenn die CD4-Zellzahl mindestens 200/µl beträgt und keine Aids-definierenden Erkrankungen bestehen. Grundsätzlich ist bei einer CD4-Zellzahl unter 200/µl von einer Reise eher abzuraten und zu empfehlen, die Reise bis zur Immunrekonstitution zu verschieben. Nach jeder Impfung kann die HI-Viruslast im Plasma vorübergehend steigen, was für den HIV-Patienten keine gesundheitlichen Risiken birgt.

Bei Reisen in tropische Regionen Afrikas oder Südamerikas ist auch für HIV-Infizierte eine Gelbfieberimpfung ratsam. In einigen Ländern wird die Impfung sogar bei der Einreise verlangt. Formal liegt zwar bei Immunsuppression eine Kontraindikation für Lebendimpfungen, also auch für die Gelbfieberimpfung vor. Bei CD4-Zellzahlen über 200 pro µl jedoch ist die Impfung gut verträglich, und es muss keine erhöhte Nebenwirkungsrate in Kauf genommen werden. Vorsicht geboten ist aber bei Personen über 60 Jahre. Bei diesen wurden vermehrt neurotrope und viszerotrope Nebenwirkungen beobachtet.

Ratsam sind auch je nach Reiseziel Impfungen gegen Hepatitis A, Meningokokken, Typhus, Tollwut, Japanische Enzephalitis, FSME und Cholera. Zur Meningokokken-Immunisierung ist in der Reisemedizin der tetravalente Konjugatimpfstoff gegen die Neisseria-Serotypen A, C, W-135 und Y zu nutzen, vor allem bei Reisen in den Meningitis-Gürtel Afrikas. Liegt das Reiseziel in Europa, Nordamerika oder Neuseeland, kann der Impfstoff gegen Meningokokken B sinnvoll sein. (dk)

Mehr zum Thema

Aids- und Infektiologietage

Die wichtige Rolle der Hausärzte in der HIV-Behandlung

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen