Bei Atemwegsinfekten wird Arztbesuch oft verzögert

GRÜNWALD (sto). Patienten mit Atemwegsinfektionen kommen neuerdings vermehrt erst dann in die Praxis, wenn sie schwere Symptome haben, hat Privatdozent Dr. Dieter Hassler aus Kraichtal beobachtet. Wegen der Praxisgebühr würden möglicherweise Arztbesuche hinausgezögert und dabei Infektionen verschleppt.

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Bei schweren Atemwegsinfekten sollten dann Antibiotika verordnet werden, die die Patienten "besonders schnell wieder auf die Beine bringen" und die wirtschaftlich sind. Dies heiße "nicht kleckern, sondern klotzen", sagte der Allgemeinarzt und Lehrbeauftragte für Infektiologie an der Universität Heidelberg.

Auf der Grundlage der Empfehlungen der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie empfiehlt Hassler ein Behandlungsschema, in dem die Patienten zunächst in grobe Kategorien eingeteilt werden.

Bei Patienten mit Tonsillitis, die zu über 90 Prozent durch A-Streptokokken verursacht wird, sei Penicillin V völlig ausreichend, sagte Hassler bei den Grünwalder Gesprächen.

Generell müsse bei Patienten ohne Begleiterkrankungen überwiegend mit grampositiven Erregern gerechnet werden. Haben solche Patienten bakterielle Atemwegsinfektionen, sei zum Beispiel Telithromycin (Ketek®) gut zur Therapie geeignet.

Bei Patienten mit Begleiterkrankungen komme es dagegen zu einer Verschiebung des Erregerspektrums in den gramnegativen Bereich, erläuterte Hassler bei der von sanofi-aventis unterstützten Veranstaltung. Haben solche Patienten eine akute Sinusitis, eine Exazerbation einer chronischen Bronchitis oder eine ambulant erworbene Pneumonie, empfiehlt er zum Beispiel eine Therapie mit Levofloxacin (Tavanic®).

Das Fluorchinolon erfasse die Leit- und Problemkeime bei Atemwegsinfekten und könne bei Patienten mit Herzinsuffizienz, Typ-2-Diabetes oder Asthma bronchiale, die etwa Digoxin, Glibenclamid oder Theophyllin einnehmen, gut kombiniert werden.

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