Riskant für Schwangere: A-Streptokokken, HIV, CMV

DÜSSELDORF (sir). Drei Infektionsarten sind während der Schwangerschaft besonders problematisch: Infektionen mit A-Streptokokken, mit HIV und solche mit dem Zytomegalievirus (CMV).

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Infektionen während der Schwangerschaft können auf das ungeborene Kind übergehen und Fehlgeburten auslösen.

Infektionen während der Schwangerschaft können auf das ungeborene Kind übergehen und Fehlgeburten auslösen.

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"Werden in der Vagina einer Schwangeren A-Streptokokken nachgewiesen, muss sie immer behandelt werden - unabhängig von klinischen Symptomen", sagte Professor Klaus Friese beim Fortbildungskongress der Frauenärztlichen BundesAkademie. Schon in der 12. bis 15. Woche solle man darauf testen, denn eine Streptokokken-A-Infektion verursache häufig Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft, so Friese. Bei positiver Kultur empfahl Friese eine 10-tägige Penicillingabe und wenn dies nicht wirke, Cephalosporin oder Makrolide. Bei B-Streptokokken dagegen könne man abwarten. Die Infektion sollte aber im Mutterpass vermerkt werden, sagte der Direktor der Universitätsfrauenklinik im Klinikum München-Großhadern.

Kritisch ist die Erstinfektion bei Schwangeren mit dem Zytomega- lievirus.

Unter den viralen Infektionen machte Friese vor allem auf die HIV-Infektion und die Zytomegalievirus-Infektion aufmerksam. "Auf HIV sollte immer getestet werden, denn eine sorgfältige Transmissionsprophylaxe kann eine Übertragung der Erkrankung auf das Kind in mehr als 98 Prozent der Fälle verhindern", so der Gynäkologe. Zum Maßnahmenkatalog gehörten die antiretrovirale Therapie, der Verzicht auf das Stillen und die Entbindung durch einen geplanten Kaiserschnitt. Nur wenn bei laufender antiretroviraler Kombinationstherapie keine Viren mehr nachweisbar seien, komme eine Spontangeburt in Frage, betonte der Münchner Gynäkologe.

Die Hälfte aller Schwangeren in Europa sind nach Angaben von Friese seropositiv für das Zytomegalie-Virus. Die Symptome der Erkrankung seien unspezifisch, in der Allgemeinbevölkerung heile sie meist folgenlos aus. "Kritisch ist eine Erstinfektion während der Schwangerschaft, denn vier von zehn Föten werden dann ebenfalls angesteckt", so Friese. Dies könne zu schweren geistigen Retardierungen, Leber-, Milz- und auch Hörschäden führen. Die Sterberate bei den Kindern betrage 12 bis 30 Prozent.

Antiretrovirale Therapien für Mutter oder Kind haben nach Angaben von Friese bisher noch keinen durchschlagenden Erfolg gebracht. "Deshalb starten wir in Europa gerade eine Studie mit 25 000 Teilnehmerinnen zur passiven Immunisierung", kündigte der Kollege an. Derzeit könne man CMV-seronegative Schwangere nur von Risikokollektiven fern halten, also etwa Kindergärtnerinnen von der Arbeit freistellen, wie es in München geschehe.

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