Entzündete Brust: Da ist Krebsausschluss nötig

Eine Entzündung der Brustdrüse kann ähnliche Beschwerden hervorrufen wie ein inflammatorisches Mammakarzinom. Deshalb gehört zur sicheren Diagnose in der Regel eine Mammografie.

Von Beate Grübler Veröffentlicht:
Entzündliche Brusterkrankungen außerhalb der Stillperiode haben in den vergangenen Jahren zugenommen. © S.Kaulitzki / www.fotolia.de

Entzündliche Brusterkrankungen außerhalb der Stillperiode haben in den vergangenen Jahren zugenommen. © S.Kaulitzki / www.fotolia.de

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DÜSSELDORF. Besteht bei einer Patientin Verdacht auf eine entzündliche Brusterkrankung, sollte stets ein Malignom ausgeschlossen werden. Das hat Dr. Christina Heinl vom Kantonsspital St. Gallen in der Schweiz bei einer Tagung in Düsseldorf betont. Zunächst sollte die Patientin untersucht, die Brustdrüse sonografiert und das Aussehen der Brust im Foto dokumentiert werden. Nur wenn alle Befunde einschließlich der Laborparameter auf eine Entzündung hinweisen und die antibiotische Therapie wirkt, könne auf eine weitere Diagnostik verzichtet werden, sagte Heinl.

Mammografie und Biopsie sichern die Diagnose

Gleiches gilt, wenn es sich bei der Hautveränderung eindeutig um ein Erythem handelt, das gut auf eine Lokaltherapie anspricht. In allen anderen Fällen ist nach Angaben der Schweizer Expertin eine Mammografie nötig, eventuell zusätzlich eine Biopsie. Zu den wichtigsten Neoplasien mit dem Symptom "gerötete Brust" gehören der Morbus Paget und das inflammatorische Karzinom, wie Heinl berichtet hat. Beim Morbus Paget der Brustwarze handelt es sich um ein intraepidermales Adenokarzinom in Verbindung mit einem duktalen Karzinom, bei dem es zu ulzerösen Erosionen kommt. Auch beim lokal fortgeschrittenen Mammakarzinom ist die Brust großflächig gerötet, dabei kann es sich auch um ein Rezidiv eines primär nicht-entzündlichen Mamma-Ca handeln.

Entzündliche Brusterkrankungen außerhalb der Stillperiode haben in den vergangenen Jahren zugenommen, hat Dr. Sabine Berghof vom Hildegardis Krankenhaus in Mainz berichtet. Es erkranken vorwiegend Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren. Disponierende Faktoren sind vermutlich hormonelle Schwankungen, ein Vitamin-A-Mangel sowie vorausgegangene Schwangerschaften. Darüber hinaus gilt das Rauchen als Risikofaktor für eine fistelnde bakterielle Mastitis. "Am häufigsten sehen wir Infektionen der Milchgänge mit und ohne Abszess", sagte Berghof.

Anders als bei der puerperalen Mastitis, die in der Regel durch Staphylokokken aus der Mundflora des Säuglings ausgelöst wird, handelt es sich bei der non-puerperalen Mastitis häufig um eine Mischinfektion. Hauptsymptom der Mastitis ist mitunter lediglich eine eitrige Absonderung aus der Brustwarze, sagte die Mainzer Kollegin. Meist seien aber klassische Entzündungszeichen mit Rötung, Schwellung und Schmerzen vorhanden.

Mastitis kann Bildung von Fisteln begünstigen

Bekannt sind bei der Mastitis nach Angaben von Berghof auch chronische Verläufe, die über Jahrzehnte bestehen und zu erheblicher Fistelbildung neigen.

Therapie der Wahl ist die Breitbandantibiose, etwa mit einem Gyrasehemmer plus Metronidazol. Ein Abszess wird entweder konservativ behandelt durch Sonografie-gestützte Punktion und wiederholte NaCl-Spülung, oder operativ mit Inzision und Drainage. Auf Antibiotika kann nach vollständiger Entfernung des Abszesses oft verzichtet werden, erläuterte Professor Bernd Gerber von der Universitäts-Frauenklinik Rostock. Bei der chronisch-fistulierenden Mastitis - Ursache sind häufig stark eingezogene Mamillen - erfolgt die Fistelgangexzision im Intervall, dabei sollte auch nekrotisches Gewebe entfernt werden.

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