Malaria: WHO sucht Geld

GENF (dpa). In vielen Ländern ist die Zahl der Malaria-Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als die Hälfte gesunken - doch Geldmangel bedroht die Erfolge, betont die WHO im aktuellen Welt-Malaria-Report.

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Danach seien bei der Malaria-Bekämpfung wichtige Fortschritte gemacht worden, auch wenn zentrale Ziele für 2010 nicht erreicht wurden - etwa die Halbierung der Zahl von Malaria-Neuerkrankungen und -Todesfällen. Jetzt fehlten Mittel, um die Erfolge zu sichern.

Von 99 Ländern, in denen die Malaria verbreitet ist, verzeichneten 43 in den vergangenen zehn Jahren einen Rückgang der Malaria-Fälle um mehr als 50 Prozent, heißt es in dem Bericht. 2010 erkrankten demnach insgesamt noch 216 Millionen Menschen an Malaria, der Großteil davon in der WHO-Region Afrika.

655.000 Menschen starben an der Infektionskrankheit, meist Kinder unter fünf Jahren (86 Prozent), wiederum zum Großteil (91 Prozent) in Afrika. Das seien 36.000 Malaria-Tote weniger als noch 2009. Angesichts der Tatsache, dass Malaria bei entsprechender Behandlung vollständig heilbar ist, seien das aber noch immer zu viele.

Fortschritte bei Moskitonetzen

Große Fortschritte verzeichnen die Experten der WHO bei der Verteilung von Insektizid-imprägnierten Moskitonetzen, welche die Menschen im Schlaf vor den Überträger-Mücken schützen.

In Afrika südlich der Sahara seien 2010 rund 145 Millionen dieser Netze verteilt worden, was dazu beigetragen habe, dass nun etwa die Hälfte aller Haushalte über mindestens ein Bettnetz verfügt.

96 Prozent aller Besitzer benutzten die Netze auch, heißt es weiter. Auch die Zahl der Haushalte, die Insektensprays zum Aussprühen der Innenräume nutzten, sei deutlich gestiegen: von weniger als fünf Prozent im Jahr 2005 auf elf Prozent im Jahr 2010.

Seit 2008 hat sich auch die Zahl der von den Herstellern gelieferten Malaria-Schnelltests fast verdoppelt (von 45 auf 88 Millionen).

Resistenzen gegen Artemisinin

Trotzdem würden noch immer zu viele Menschen auf Verdacht mit Malaria-Medikamenten behandelt, schreiben die WHO-Experten. Dies verursache nicht nur zusätzliche Kosten, sondern fördere auch die Ausbreitung von Resistenzen.

Diese gäben neben dem Geldmangel großen Anlass zur Sorge. In einigen Regionen seien die Malaria-Erreger gegen die Medikamente unempfindlich geworden und auch Insektenvernichtungsmittel, die die Überträger-Mücken bekämpfen sollen, wirkten oft nicht mehr.

Gegen den Wirkstoff Artemisinin, der gegen den Malaria-Erreger Plasmodium falciparum eingesetzt wird, tauchen etwa vor allem in Südostasien Resistenzen auf.

Die WHO hat sich dafür ausgesprochen, Therapeutika vom Markt zu nehmen, die ausschließlich den Wirkstoff Artemisinin beinhalten und stattdessen nur noch Kombinationstherapien einzusetzen. Allerdings erlaubten zur Zeit noch immer 25 Länder die Vermarktung der Monotherapien.

Bis zu sechs Milliarden US-Dollar benötigt

Resistenzen gegen die eingesetzten Insektizide, welche die Überträger-Mücken abtöten sollen, werden aus 41 Ländern gemeldet. Problematisch sei, dass zur Zeit nur eine einzige Wirkstoffklasse (Pyrethroide) in den Insektiziden eingesetzt werde.

Was in der Zukunft für die Malaria-Bekämpfung vor allem fehle, sei Geld. 2011 erreichten die Zahlungen internationaler Geldgeber mit voraussichtlich zwei Milliarden US-Dollar (1,5 Milliarden Euro) einen Höhepunkt.

Das sei aber immer noch deutlich weniger als die fünf bis sechs Milliarden US-Dollar, die jährlich gebraucht würden, um die im Globalen Malaria-Aktionsplan festgehaltenen Ziele zu erreichen.

In den nächsten Jahren rechnen die Experten zudem mit einem stetigen Rückgang der Zahlungen auf bis zu 1,5 Milliarden Dollar im Jahr 2015.

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