Infektiologie

Legionellen wachsen im Fressfeind

Legionellen haben ein raffiniertes System entwickelt, um sich in Fresszellen zu vermehren.

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MÜNCHEN. Legionellen haben eine ausgeklügelte Strategie entwickelt, um sich zu vermehren und auszubreiten: Sie vermehren sich in Wirtszellen, etwa in Amöben, die eigentlich ihre natürlichen Fressfeinde sind, meldet die LMU München.

Legionellen wachsen in der Amöbe, bis sie diese ganz ausfüllen und die Amöbe schließlich platzt, haben Forscher um Hubert Hilbi, Professor für Medizinische Mikrobiologie an der LMU, festgestellt.

Legionellen nutzen Immunsystem Gelangen Legionellen in die menschliche Lunge, passiert dasselbe: Sie werden von weißen Blutkörperchen aufgenommen.

Statt jedoch abgebaut zu werden, vermehren sie sich in diesen Zellen und zerstören sie, heißt es in der LMU-Mitteilung. Das Immunsystem gerate dadurch ins Hintertreffen, es kann zu einer lebensbedrohlichen Pneumonie kommen.

Die biochemischen Vorgänge hinter diesen Wechselwirkungen sind sehr komplex. Legionellen sondern 300 verschiedene Proteine in die Wirtszelle ab, um Zellprozesse zu ihren Gunsten zu beeinflussen und auszunützen. Hilbi und seine Kollegen hätten nun erstmals eines dieser Proteine beschrieben, so die LMU in ihrer Mitteilung.

Das neuartige Legionellen-Protein beschädigt einen Transportweg, durch den sich die Zellen schützen: Es bindet an den Wirtszellfaktor Retromer. Der Retromer-Komplex ist nötig, um den Transportweg zu vervollständigen, mit dem die Zelle Bakterien abtötet (Cell Host & Microbe Volume 2013; 14, 1: 38-50).

"Wir zeigen, dass die Legionellen den retromerabhängigen Weg blockieren. Das erleichtert ihnen, in der Zelle zu überleben", wird Hilbi zitiert. Diese Funktion sei einzigartig.

"Ein Protein mit dieser Wirkung gibt es in der ganzen Bakterienwelt und auch in höheren Organismen sonst nicht", so Hilbi. (eb)

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