Neuer Ansatz

Genmanipulierte Mücken sollen Malaria eindämmen

Ein neuer Ansatz im Kampf gegen Malaria: Forscher vom Imperial College in London haben Gene männlicher Mücken so manipuliert, dass diese fast nur noch männliche Nachkommen zeugten. Die Methode könnte Malaria eines Tages eindämmen helfen.

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Nur weibliche Mücken übertragen Malaria.

Nur weibliche Mücken übertragen Malaria.

© yxowert / fotolia.com

LONDON. Im Kampf gegen Malaria gehen Wissenschaftler neue Wege. Forscher aus London haben das Genmaterial von Mücken so manipuliert, dass diese im Labor fast nur noch männliche Nachkommen zeugten.

Die Malaria-Erreger (Plasmodien) werden ausschließlich durch den Stich bestimmter weiblicher Mückenarten auf Menschen übertragen. Somit könnten die Experten einer neuen Methode auf der Spur sein, Malaria eines Tages wirksam einzudämmen. Die Forschung sei aber noch ganz am Anfang, betonte Roberto Galizi vom Imperial College.

Bei ersten Laborversuchen hätten die veränderten männlichen Mücken (Anopheles gambiae) zu 95 Prozent männliche Nachkommen gezeugt, schreiben die Studienautoren (Nature Communications 2014, online 10. Juni). Damit sei es erstmals gelungen, die Geschlechterverhältnisse in Mückenpopulationen zu beeinflussen.

Enzym benutzt

Die Wissenschaftler mischten die genveränderten Insekten mit fünf eingesperrten normalen Populationen. Vier der fünf Bestände starben der Studie zufolge innerhalb von sechs Generationen aus, weil ihnen Weibchen fehlten.

Die Idee ist, auf diese Weise auch in der Natur Malaria übertragende Mückenpopulationen auszurotten. Welche Folgen dies für die Ökologie haben könnte, war nicht Gegenstand der Studie.

Um die Zeugung weiblicher Nachkommen bei den Mücken zu verhindern, nutzten die Wissenschaftler ein Enzym namens I-Ppol. Es schädigte bei den Männchen die DNA der X-Chromosomen bei der Spermaproduktion.

Normalerweise trägt die Hälfte der Spermien das X-Chromosom und zeugt weibliche Nachkommen, die andere Hälfte trägt das Y-Chromosom und zeugt männliche Nachkommen. Die veränderten Moskitos hatten fast kein funktionsfähiges Sperma mit X-Chromosomen und zeugten kaum Töchter.

Jährlich etwa 600.000 Malaria-Tote

Nikolai Windbichler, einer der Hauptautoren der Studie, betonte: "Am erfolgversprechendsten an unseren Ergebnissen ist, dass sie selbsterhaltend sind. Wenn einmal veränderte Moskitos eingeführt sind, produzieren die Männchen hauptsächlich Söhne, und ihre Söhne tun das selbe, so dass eigentlich die Moskitos die Arbeit für uns machen."

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich mehr als 600.000 Menschen an Malaria. Rund 90 Prozent davon sind Kinder unter fünf Jahren in Afrika. Die Krankheitserreger sind sehr anpassungsfähig und daher schwierig zu bekämpfen.

Experten versuchen auf verschiedenen Wegen, der Malaria Herr zu werden, etwa durch Impfstoffe und wirksamere Medikamente. Dabei gehen sie immer wieder auch ungewöhnliche Wege: So hatten US-Forscher den Geruchssinn bei Mücken so verändert, dass diese Menschen nicht mehr riechen konnten. (dpa)

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