Ebola in Westafrika

Ohrfeige für Liberia

Die Zahl der Ebolaopfer in Westafrika steigt immer weiter, ein Ende ist nicht in Sicht. Und immer mehr zeigt sich, dass die lokalen Behörden heillos überfordert sind.

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GENF. Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist zunehmend besorgt über den Werdegang des Ebolaausbruchs in Westafrika. In einer am Samstag in Genf veröffentlichten Erklärung beklagt sie zahlreiche "Lücken" im lokalen Ausbruchsmanagement. Derweil steigt die Zahl der Betroffenen und Toten weiter.

Nach jüngsten Angaben sind insgesamt 1048 Menschen erkrankt, 632 von ihnen sind gestorben. Die Meldungen beinhalten auch Verdachtsfälle. Bestätigt sind 745 Erkrankungen und 422 Todesfälle. Betroffen sind Guinea, Sierra Leone und Liberia. In der Statistik nimmt Sierra Leone mit 442 Erkrankten Platz eins ein. Zu Beginn des Ausbruchs im Frühjahr lag das Epizentrum noch in Guinea. Von dort wurden seit Mitte Juli keine neuen Fälle gemeldet.

Ganz anders in den anderen beiden Ländern: Allein zwischen Dienstag und Donnerstag vergangener Woche wurden aus Sierra Leone 45 neue Erkrankungsfälle der Ebola-Viruskrankheit und neun Tote gemeldet. Aus Liberia wurden im gleichen Zeitraum zehn Todesfälle und 22 weitere Erkrankungen gemeldet.

Zu Liberia zieht die WHO eine ernüchternde Bilanz, indirekt wirft sie den lokalen Behörden bei der Ausbruchsaufklärung sogar Versagen vor. Eine Untersuchung habe "etliche Lücken und Herausforderungen" im Ausbruchsmanagement identifiziert, heißt es. Dazu zählt etwa eine unzureichende Abdeckung von Kontaktpersonen bei den Umgebungsuntersuchungen. Die Gefahr: Womöglich erkrankte Patienten könnten unerkannt bleiben und die Infektion weiter tragen.

Als weitere Probleme kritisiert die WHO "inadäquate Methoden zur Infektionsprävention und -kontrolle" vor allem in entlegenen Gesundheitseinrichtungen, sowie eine "schwache Führung und Koordinierung" der Ausbruchsaufklärung durch lokale Behörden. Auch die "persistierende Verweigerung" in der Bevölkerung der Gefahr Ebola gegenüber sei ein Problem.

Als Ursache für die Missstände vermuten die WHO-Experten "begrenzte finanzielle, menschliche und technische Ressourcen".

Die WHO hatte gemeinsam mit den Behörden der betroffenen westafrikanischen Staaten Anfang Juli ein stärkeres Engagement gegen den Ebola-Ausbruch beschlossen. Seither koordiniert ein "Kontrollzentrum" in Guinea sämtliche Maßnahmen. Auch die Umgebungsuntersuchungen werden von dort zentral gesteuert. (nös)

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