Harnwegsinfekte bei Kindern

Prognose für renale Narben

Mit Ultraschall und klinischen Parametern kann das Risiko für renale Vernarbungen nach Harnwegsinfekten bei Kindern abgeschätzt werden.

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PITTSBURGH. 10 bis 15 Prozent der Harnwegsinfekte hinterlassen bei kleinen Kindern bleibende renale Narben, die eine eingeschränkte Nierenfunktion und Folgeerkrankungen nach sich ziehen können.

Auf der Suche nach unabhängigen Prognosefaktoren für narbige Veränderungen analysierten Nader Shaikh und Kollegen vom Children's Hospital in Pittsburgh neun Kohortenstudien (JAMA Pediatr 2014, online 4. August).

Teilnehmer waren Patienten bis 18 Jahren, deren Nieren frühestens fünf Monate nach einem ersten Harnwegsinfekt mittels Technetium-Szintigrafie untersucht worden waren. Kontrastmittelaussparungen im Negativkontrast (Fotopenie) interpretierten die Forscher als Narbenbildung.Ziel war es, ein einfaches klinisches Vorhersagemodell zu entwickeln, das es erlaubt, Kinder mit erhöhtem Risiko zu identifizieren.

15,5 Prozent der 1280 Probanden hatten in der Szintigrafie renale Vernarbungen. Bei 48,1 Prozent war das Fieber auf mindestens 39 °C gestiegen, bei 8,4 Prozent war ein anderer Erreger als E. coli identifiziert worden, bei 19,9 Prozent war der Ultraschallbefund ungewöhnlich. Bei 29,1 Prozent der Patienten hatte ein vesikouretraler Reflux (VUR) bestanden, bei 4,1 Prozent vom Grad IV oder V.

Der stärkste signifikante Zusammenhang mit einer Nierenvernarbung ergab sich für Patienten mit vesikouretralem Reflux Grad IV oder V (Odds Ratio, OR gegenüber Kindern ohne VUR 22,5).

Mit absteigender Aussagekraft folgten auffälliger Ultraschallbefund (OR 3,8), VUR Grad III (OR 3,6), CRP > 40 mg/l (OR 3,0), Fieber = 39°C (OR 2,3), anderer Erreger als Escherichia coli (OR 2,2), > 60 Prozent Granulozyten im Blutbild (OR 1,9) und VUR Grad I oder II (1,8).

In drei multivariablen Rechenmodellen bezogen die Autoren zunehmend invasive Variablen in ihre Kalkulationen ein. Insgesamt zeigte sich, dass mit den Parametern Ultraschall, Temperatur und mikrobiologischem Befund eine gute Risikobewertung möglich ist.

Mit diesem Modell wurden 21,7 Prozent der Kinder als Risikopatienten identifiziert, darunter 44,9 Prozent aller Kinder mit renaler Narbenbildung. Wurden Blutuntersuchungen und Ausscheidungsparameter hinzugezogen, erhöhte sich die Vorhersagewahrscheinlichkeit lediglich um 3-5 Prozent.

Liegt also ein abnormaler Ultraschallbefund vor oder steigt das Fieber auf 39 °C und darüber und wird gleichzeitig als Verursacher des Harnwegsinfekts ein anderer Keim als E. coli identifiziert, dann ist mit einem erhöhten Risiko für eine renale Narbenbildung zu rechnen.

Erste Ergebnisse einer Therapiestudie weisen darauf hin, dass Kortikoide bei Kindern mit fiebrigen Harnwegsinfekten renale Vernarbungen möglicherweise reduzieren können, so die Autoren.

Eine engere Überwachung könnte zudem helfen, die weitere Nierenschädigung zu verhindern. Neue Studienergebnisse hierzu werden demnächst erwartet. (St)

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