Hundebiss

Infektion oft bei stichartiger Wunde

Bei Patienten, die von einem Hund gebissen worden sind, kann sich nach der Erstversorgung die Frage stellen, ob sie einer Antibiotika-Prophylaxe bedürfen. Laut Ergebnissen einer US-Studie hängt das vor allem von zwei Faktoren ab.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Hundebiss in der Hand eines 55-jährigen Mannes. Infektionen sind eine häufige Komplikation.

Hundebiss in der Hand eines 55-jährigen Mannes. Infektionen sind eine häufige Komplikation.

© DR P. MARAZZI / SPL / Agentur

STANFORD. Notfallmäßig zu versorgende Bisswunden stammen am häufigsten von Hunden. Solchen Wunden sagt man nach, mehr als andere zu Infektionen zu neigen. Insofern könnten jedenfalls solche Patienten von der vorbeugenden Einnahme eines Antibiotikums profitieren, bei denen das Infektionsrisiko besonders hoch zu veranschlagen ist.

An welchen Merkmalen solche Risikokandidaten zu erkennen sind, haben US-Forscher um Meg Tabaka von der Stanford School of Medicine in einer Beobachtungsstudie untersucht (Emerg Med J 2015, online 29. Januar).

Rund 500 Patienten, die von Hunden gebissen worden waren, hatten sich an der Untersuchung beteiligt. Die Infektionsrate der Wunden lag bei 5,2 Prozent. Sie war damit deutlich niedriger als in früheren Untersuchungen, wo Infektionsraten bis zu 45 Prozent errechnet worden waren.

Es zeigte sich, dass vor allem stichartige Bisse zu Infektionen führten, also Bisswunden, die bis in die Lederhaut reichen und deren Tiefe ihre Breite übersteigt. Die Infektionsrate betrug hier 10,5 Prozent im Vergleich zu 3,7 Prozent aller anderen Wunden.

Bisse in Kopf-Hals-Bereich

Allerdings spielte es auch eine Rolle, wo die Bisse lokalisiert waren und ob die Wunde verschlossen wurde oder nicht. Bisse im Kopf-Hals-Bereich etwa wiesen ebenfalls eine überdurchschnittliche Infektionsrate auf (7,7 Prozent).

Gleiches galt für Wunden, die genäht wurden (7,0 Prozent). Hinzu kam, dass Bisse ins Gesicht aus kosmetischen Gründen häufig verschlossen wurden, sodass beide Faktoren zusammenwirkten.

In der statistischen Analyse kristallisierten sich damit zwei Faktoren heraus, die mit einer höheren Infektionsrate einhergingen: stichartiger Wundtyp und Wundverschluss. Das zahlenmäßige Verhältnis infizierter zu nicht infizierten Wunden lag bei stichartigen im Vergleich zu anderen Bisswunden rund viermal und nach Wundverschluss verglichen mit nicht verschlossenen Wunden rund dreimal höher (Odds Ratio 4,1 bzw. 3,1).

"Stichartige und während der Behandlung verschlossene Bisswunden sind hoch infektionsgefährdet", folgern die Autoren. Bei solchen Wunden sollte daher die prophylaktische Verordnung eines Antibiotikums erwogen werden.

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