Kortikosteroide

Das sind die häufigsten Nebenwirkungen

Kortikosteroide werden bei Kindern häufig eingesetzt, etwa wenn sie Krupphusten oder Asthma haben. Eine kurze Einnahmedauer schützt aber nicht vor Nebenwirkungen. Womit am ehesten zu rechnen ist, haben nun britische Forscher gezeigt.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:
Auf dem Prüfstand: die Sicherheit der Kurzzeittherapie mit Kortikosteroiden bei Kindern.

Auf dem Prüfstand: die Sicherheit der Kurzzeittherapie mit Kortikosteroiden bei Kindern.

© Sabine Immken / fotolia.com

DERBY. Auch wenn das Nebenwirkungsspektrum von Kortikosteroiden gut beschrieben ist: Über das Nebenwirkungsrisiko einer Kurzzeittherapie speziell bei Kindern weiß man relativ wenig.

Mediziner aus Großbritannien haben daher in einem Review nach den häufigsten und schwerwiegendsten Nebenwirkungen gefahndet und die Datenbanken EMBASE, MEDLINE, International Pharmaceutical Abstracts, CINAHL, Cochrane Library und PubMed nach Studien durchsucht, in denen Kinder im Alter von 28 Tagen bis 18 Jahren über maximal 14 Tage per os mit Kortikosteroiden behandelt worden waren.

Fahad Aljebab vom Royal Derby Hospital Center in Derby und Kollegen konnten schließlich 38 Studien für ihre Auswertung heranziehen, 22 waren kontrolliert randomisiert (Arch Dis Child 2016; online 14. Januar).

Nur 13 Studien fahndeten umfassend nach allen Nebenwirkungen einer Kortikosteroidtherapie. Der Rest fokussierte auf eine oder ein paar wenige Nebenwirkungen. Die medizinischen Indikationen für die Behandlung reichten von Asthma, Krupphusten und Bronchiolitis über akutes Nierenversagen, akute Leukämie bis hin zur akuten idiopathischen thrombozytopenischen Purpura und zum systemischen Lupus erythematodes.

850 Nebenwirkungen traten auf

Bei den insgesamt 3200 Probanden traten unter einer kurzzeitigen Kortikosteroidtherapie 850 Nebenwirkungen auf. Bei 44 Kindern hatte man nebenwirkungsbedingt die Therapie abgebrochen.

Insgesamt am häufigsten waren Erbrechen, Verhaltensänderungen bzw. Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen aufgetreten mit einer Inzidenz von 5,4, 4,7 bzw. 4,3 Prozent. Zu den gravierendsten Nebenwirkungen zählten Infektionen als Folge der immunsuppressiven Wirkung.

Fünf randomisiert kontrollierte Studien berichteten über 20 Kinder, die während der Behandlungsphase erkrankten (Inzidenz 0,9 Prozent). Drei der Kinder hatten sich mit Varicella zoster infiziert, eines davon starb, die anderen zwei mussten intensivmedizinisch behandelt werden.

Problematisch: Nebennieren-Krise

Als ebenfalls problematische Kortikosteroidnebenwirkung bekannt ist die Unterdrückung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-(HPA)-Achse. Sie kann eine akute lebensbedrohliche Nebennieren-Krise zur Folge haben oder eine Wachstumsretardierung bedingen. Bei 43 von 53 Kindern war eine Unterdrückung der HPA-Achse biochemisch nachweisbar.

Die endogenen Kortisol-Werte hatten sich allerdings bei allen Kindern innerhalb von zehn bis zwölf Tagen nach Absetzen der Kortikoide wieder normalisiert. Bei 144 von 369 Kindern war unter Kortikosteroiden der Blutdruck gestiegen, 21 von 75 Kinder hatten zugenommen.

Die wohl schwerwiegendste Nebenwirkung der Therapie waren Infektionen, über die bei knapp einem Prozent der Kinder berichtet wurde und die einem Kind das Leben kostete, so das Resümee der Studienautoren. Auch ließ sich im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen eine hochdosierte orale Prednisolontherapie über fünf Tage nicht auf die HPA-Achse wirkt, bei 81 Prozent der Kinder, die daraufhin untersucht worden waren, eine signifikante biochemische Unterdrückung nachweisen. Inwieweit daraus klinische Konsequenzen resultieren, sei aber unklar.

Erbrechen war die häufigste Nebenwirkung und gleichzeitig auch der Hauptgrund für einen vorzeitigen Therapieabbruch.

Gemäß Fahad Aljebab und Kollegen scheint die Arzneimittelformulierung Übelkeit und Erbrechen zu beeinflussen. Patienten, die Prednisolon-Natriumphosphat eingenommen hatten, mussten sich seltener übergeben, als Kinder mit anderen Formulierungen.

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