Skandal in Rumänien

Gepanschte Antiseptika in Kliniken

Mehr als 300 Kliniken betroffen: Ein Skandal mit stark verdünnten Desinfektionsmitteln erschüttert Rumänien.

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Gepanschte Antiseptika in Kliniken

© quistis / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Das rumänische Unternehmen Hexi Pharma soll jahrelang unwirksame Desinfektionsmittel an mehrere hundert Kliniken des Landes mit über tausend Operationssälen geliefert haben. Damit sei nach Presseberichten das Leben Zehntausender Patienten aufs Spiel gesetzt worden, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) vom Montag (9. Mai 2016). Am Montag ist der rumänische Gesundheitsminister Patriciu Achimas-Cadariu wegen des Skandals von seinem Amt zurückgetreten.

Die Antiseptika sollen nach dem Bericht in Deutschland gekauft und auf ein Zehntel verdünnt worden sein. Sie seien in 300 Krankenhäusern und 2000 Operationssälen in Rumänien verwendet worden. Aufgedeckt wurde der Skandal durch die Ermittlungen von Journalisten, so der Bericht.

Auf die Spur hatte sie eine Recherche im Fall der Brandverletzten des Bukarester Clubs "Collectiv" gebracht. An den Folgen des Brandes vom 30. Oktober in der Diskothek sind inzwischen 64 Menschen gestorben. Auch hier gab es einen Korruptionsskandal: Billiges nicht-feuerfestes Isoliermaterial in dem Gebäude hatte die Katastrophe begünstigt.

Bei 13 Todesopfern der Diskothek seien nicht die schweren Brandverletzungen, sondern nosokomiale Infektionen die Todesursache gewesen. Viele der Verletzten waren damals von ausländischen Kliniken mit Erfahrungen bei schweren Brandverletzungen aufgenommen worden.

Dazu schreibt die FAZ: "Mediziner des Militärkrankenhauses Astrid in Brüssel teilten mit, dass die Patienten mit verschiedenen hochgefährlichen Bakterien infiziert waren, darunter solchen, die in Westeuropa kaum noch vorkamen aber in Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens weit verbreitet seien."

Als mögliche Ursache der ungewöhnlich hohen Keimbelastung seien jetzt die Desinfektionsmittel in den Fokus gerückt. Deren Qualität sei nie überprüft worden. Ergebnisse von Ermittlungen sollen in dieser Woche vorliegen. (eis)

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