Malaria und Co.

Mit Sonnenenergie auf Mückenjagd

Alle 30 Sekunden stirbt ein Mensch an Malaria. Eine mit Solarenergie betriebene Moskito-Falle könnte dabei helfen, die Krankheit einzudämmen - in Kenia hat sie sich bereits bewährt.

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Mosquitos können nicht nur Malaria-Erreger, sondern auch Dengue- oder Zika-Viren übertragen.

Mosquitos können nicht nur Malaria-Erreger, sondern auch Dengue- oder Zika-Viren übertragen.

© Felipe Dana / AP Photo / dpa

BASEL. Eine mit Solarenergie betriebene Moskito-Falle hat die Mücken-Population auf der kenianischen Insel Rusinga im Viktoria-See stark reduziert. Die Malariainfektionen gingen in der Folge deutlich zurück.

Das zeigen Forscher der Universität Wageningen, des Kenyan International Centre of Insect Physiology and Ecology (ICIPE) und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Basel. Damit haben die Forscher zum ersten Mal belegt, dass Moskito-Fallen die Übertragung von Malaria eindämmen können.

Die neuartigen Moskitofallen könnten sich auch als wirksames Mittel gegen die Ausbreitung der Dengue- und Zika-Epidemie erweisen, betonen die Forscher in einer Mitteilung von Swiss TPH. Die Resultate der Studie sind jetzt in der Fachzeitschrift "The Lancet" publiziert worden (Lancet 2016, online 9. August).

Duftstoffe locken Mücken an

Die neu entwickelte Moskitofalle bedient sich eines wirksamen Tricks. Sie ködert die Tiere mit einem menschenähnlichen Duftstoff. Ein Gemisch aus Milchsäure und anderer über die menschliche Haut ausgeschiedene Stoffe lockt die Moskitos zur Falle.

Ein mit Solarenergie betriebener Ventilator erzeugt einen Luftstrom und saugt die Tiere in die Falle ein. Die aktuelle Studie zeigt, dass mit der Falle auf der kenianischen Insel Rusinga etwa 70 Prozent der Malaria übertragenden Mücken vernichtet werden können.

Die Rate der Malaria-Infektionen lag dabei in Haushalten mit den Moskitofallen um 30 Prozent niedriger als in Haushalten ohne die Falle. Nach Angaben des Swiss TPH ist dies die erste Studie überhaupt, die eine Reduktion von Malaria-Infektionen beim Menschen durch Moskito-Fallen belegt.

Somit könnte sich die Falle als ein wichtiges Instrument bei der Eliminierung der Malaria erweisen."Die Falle tötet die Tiere ganz ohne den Einsatz von Insektiziden", berichtet Studienleiter Professor Willem Takken von der Universität Wageningen in der Mitteilung. Die Moskitos haben so keine Chance, Resistenzen gegen ein Insektizid herauszubilden. Die Umwelt wird nicht belastet.

Einsatz auch gegen Dengue und Zika

Im Verlauf der Studie wurden alle Haushalte auf Rusinga schrittweise mit Moskito-Fallen ausgestattet und die Effekte fortlaufend statistisch ausgewertet. Tom Smith und sein Team vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) überwachten die statistische Analyse und Modellierung der Studie.

Insgesamt installierten die Forscher 4500 Fallen. Die Moskitofallen senkten nicht nur die Zahl an Malaria-Infektionen. Sie brachten der Bevölkerung auch mehr Lebensqualität.

Denn die für den Betrieb der Falle benötigten Solarpanel liefern genügend Strom für eine Deckenbeleuchtung im Innern des Hauses. An einer Batterie lassen sich zudem Mobiltelefone aufladen. Auch dank dieses Zusatznutzens stießen die Moskitofallen bei der Bevölkerung der Insel auf eine hohe Akzeptanz.

Die Falle lockt nicht nur die Anopheles, die Überträgerin der Malaria, an. "Auch die Aedes aegypti, Überträgerin des Zika-Virus oder des Dengue-Fiebers, werden von menschlichen Gerüchen angezogen und lassen sich mit der Falle wirksam bekämpfen", sagt Professor Tom Smith vom Swiss TPH. Damit könnte die Falle auch zur Eindämmung der Zika und Dengue Epidemien eingesetzt werden.

Malaria bedroht vor allem Kinder

Weltweit stirbt alle 30 Sekunden ein Mensch an Malaria, und zwar vor allem Kinder, heißt es in der TPH-Mitteilung. Außer dem dadurch verursachten Leid kommt die Krankheit Afrika teuer zu stehen.

Hohe Gesundheitskosten und Produktionseinbußen im Landwirtschaftssektor beziffern sich auf 12 Milliarden US-Dollar jährlich. Die WHO beabsichtigt, die Krankheit bis 2030 zu eliminieren.

Investitionen in die Entwicklung neuer Medikamente, Impfstoffe und in den Kampf gegen die Moskitos sind deshalb nötig. Die neue Moskito-Falle könnte dabei eine zentrale Rolle spielen. (eb/eis)

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