Aktuelle Studie

Tourismus trägt multiresistente Erreger in alle Welt

Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass internationale Reisen erheblich zur Entstehung und Verbreitung multiresistenter Erreger beitragen (Lancet Infect Dis 2016; Online 14. Oktober), teilt das CRM Centrum für Reisemedizin mit. 34 Prozent der international Reisenden, die zuvor frei von ESBL-bildenden Bakterien waren, kehren mit einem Befall dieser Keime in ihre Heimatländer zurück; bei 11,3 Prozent sind sie selbst nach zwölf Monaten in der Heimat noch nachweisbar.

In Südostasien, Zentralasien und Nordafrika ist das Risiko, sich ESBL-bildende Keime einzufangen, besonders hoch. Das Risiko erhöhte sich zudem, wenn Reisende unterwegs Antibiotika eingenommen oder an Reisedurchfall gelitten hatten, so das CRM. Auch Menschen, die an einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden, tragen ein höheres Risiko, auf Reisen multiresistente Keime zu erwerben. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Erreger von Reiserückkehrern an ein Haushaltsmitglied übertragen werden, liegt bei rund zwölf Prozent.

"Wir brauchen bei Ärzten und Reisenden mehr Bewusstsein für die Problematik der auf Fernreisen erworbenen und hierzulande weiterverbreiteten multiresistenten Erreger", wird Professor Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM, in der Mitteilung zitiert. International Reisende sollten etwa während und nach der Reise auf besonders sorgfältige Hygiene achten. "Die meisten Keime werden über die Hände übertragen. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen schützt gefährdete Personen im Umfeld bis zu einem gewissen Grad", so Jelinek.

Aber auch die Vermeidung von Reisedurchfall durch sorgfältige Lebensmittelhygiene sei wichtig. Falls nach der Reise ein Arzt- oder Klinikbesuch ansteht, sollten Reiserückkehrer die Ärzte darauf hinweisen, dass und wann sie im Ausland waren. "Doch auch Ärzte sind gefragt: Bei der Aufklärung von Reisewilligen über Risikofaktoren, aber auch bei der Berücksichtigung möglicher importierter Resistenzen bei Reiserückkehrern. Diese müssen sowohl bei der Behandlung der Reisenden selbst, als auch als potenzielle Gefahr für andere Patienten – etwa bei Krankenhausaufenthalten – mehr in den Blick rücken", so Jelinek. (eb)

Mehr zum Thema

Weltmalaria-Tag

Invasive Malariamücke bedroht afrikanische Städte

Impfempfehlungen

Neuer STIKO-Chef fordert mehr Personal

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen