Infektionen
Legionellen übernehmen Zellsteuerung
FRANKFURT. Ist ein Protein in der Zelle für den Abbau vorgesehen, wird es mit einem kleinen Molekül, dem Ubiquitin, gekennzeichnet. Forscher um Professor Ivan Dikic von der Goethe-Universität Frankfurt haben nun einen neuartigen Mechanismus zur Ubiquitinierung aufgeklärt, mit dem Legionellen offenbar die Steuerung ihrer Wirtszellen übernehmen können (Cell 2016; 167(6): 1636-1649). Bei dieser jetzt entdeckten Art der Ubiquitinierung verbindet sich das zelluläre Ubiquitin-Molekül mit Proteinen aus den Bakterien. Vermutlich spiele die von den bakteriellen Proteinen veränderte Form der Ubiquitinierung eine wichtige Rolle, da sie das klassische Ubiquitin-System weitgehend hemme und wichtige zelluläre Prozesse schädige, so die Wissenschaftler. So konnte das Team von Dikic zeigen, dass das modifizierte Ubiquitin die Entsorgung von Mitochondrien ebenso lahmlegt wie die Weiterleitung von Entzündungssignalen und den Abbau von Proteinen.
"Wir gehen davon aus, dass Legionellen nicht die einzigen Bakterien sind, die sich diesen Mechanismus zunutze machen. Hier könnten sich neue Strategien für die Entwicklung antibakterieller Agenzien ergeben, die komplementär zu konventionellen Antibiotika wirken und die zellulären Schäden durch bakterielle Enzyme begrenzen", wird Dikic in einer Mitteilung der Universität zitiert. (eb/bae)