Ebola

WHO empfiehlt Einsatz nicht zugelassener Arzneien

Grünes Licht von der WHO: Im Kampf gegen Ebola ist es vertretbar, nicht zugelassene Präparate einzusetzen, entschied die Organisation. Die Epidemie hat mittlerweile das tausendste Opfer gefordert. Entwarnung gibt es beim deutschen Medizinstudenten in Ruanda.

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Die stellvertretende WHO-Generalsekretärin Marie-Paule Kieny bei der Pressekonferenz in Genf.

Die stellvertretende WHO-Generalsekretärin Marie-Paule Kieny bei der Pressekonferenz in Genf.

© Salvatore di Nolfi / epa / dpa

GENF/KIGALI. Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben den Einsatz von bisher nicht zugelassenen Präparaten gegen die Ebola-Epidemie als ethisch vertretbar eingeschätzt. Das gab die WHO am Dienstag nach Konsultationen eines Rates von Medizin-Ethikern bekannt.

Dem Ebola-Ausbruch in Westafrika sind bereits mehr als 1000 Menschen zum Opfer gefallen. Hinreichend erprobte Medikamente gegen Ebola gibt es noch nicht.

"Das Expertengremium hat Konsens darüber erzielt, dass es ethisch ist, unter den besonderen Umständen dieses Ausbruchs sowie unter Einhaltung bestimmter Bedingungen unerprobte Mittel mit bislang unbekannten Nebenwirkungen als potenzielle Therapie oder zur Vorbeugung anzubieten", hieß es von der WHO. Die Behandlung müsse in allen Aspekten transparent, der Patient auf Basis seriöser Information einverstanden sein.

Nun gelte es, eine Reihe einzelner Probleme zu lösen, sagte die stellvertretende WHO-Generalsekretärin Marie-Paule Kieny. Dafür werde die WHO in den kommenden Tagen weitere Beratungen mit Experten abhalten. Unter anderem müsse über Prioritäten für die Vergabe gesprochen werden, da die bislang erzeugten Wirkstoffmengen nicht für alle Patienten ausreichten.

Die in Westafrika mit Hunderten Mitarbeitern aktive Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) begrüßte die WHO-Entscheidung. Der Einsatz experimenteller Wirkstoffe allein werde die Epidemie aber nicht stoppen, wurde betont. Es sei weiter nötig, die Hilfe vor allem personell massiv aufzustocken.

Das Vorhaben, rasch vielversprechende Therapieansätze auszuwählen, die Produktion der Mittel hochzufahren und den Einsatz im Epidemiegebiet vorzubereiten, habe aber "volle Unterstützung".

Mehrheit der Experten findet WHO-Entscheidung richtig

Die Mehrheit der Experten und Wissenschaftler befürwortet die Verwendung noch nicht umfassend geprüfter Präparate in Westafrika. Es gibt aber auch mahnende Stimmen: "Man kann sicher nicht definitiv sagen, dass etwas, das bei Tieren funktioniert und sicher ist, auch bei Menschen funktioniert und sicher ist", sagte der Virologe Jonathan Ball von der Universität Nottingham.

Es sei wichtig, die Verwendung der Präparate in klinische Studien einzubetten, um gesicherte Ergebnisse zu Nutzen und Nebenwirkungen zu bekommen, betonte sein Kollege Tom Solomon von der Universität Liverpool.

Zugelassene Medikamente würden von Ärzten häufiger auf experimenteller Basis für andere Krankheiten als vorgesehen genutzt. Mit den Ebola-Wirkstoffen sei das aber nicht vergleichbar: "Der Unterschied ist, dass diese neuen Medikamente überhaupt noch nicht evaluiert sind".

Als erstes afrikanisches Land soll Liberia das noch nicht zugelassene Ebola-Mittel ZMapp™ einsetzen. Mehrere Dosen des experimentellen Medikaments sollten noch in dieser Woche nach Liberia gebracht und für selbst erkrankte Ärzte verwendet werden, berichtete der US-Sender CNN am Dienstag.

Das Weiße Haus und die US-Zulassungsbehörde FDA hätten zugestimmt. Vor allem in Liberia hatte es in den vergangenen Tagen viele neue Ebola-Todesfälle gegeben.

Entwarnung bei deutschem Patienten in Ruanda

Auch der in Spanien behandelte Ebola-Patient Miguel Pajares ist tot. Wie aus Madrider Krankenhauskreisen verlautete, erlag der 75-jährige Geistliche am Dienstag der schweren Infektion. Der Spanier war in der vorigen Woche von Liberia nach Madrid geflogen worden.

Pajares war in der Quarantäne-Station einer Madrider Klinik mit dem experimentellen, noch nicht zugelassenen Medikament ZMapp™ behandelt worden. Er war nach zwei US-Amerikanern der dritte Patient, der das Mittel erhielt.

Entwarnung kommt hingegen aus Ruanda: Der dort unter Ebola-Verdacht unter Quarantäne gestellte deutsche Patient ist nicht mit dem Virus infiziert. "Der Test des Ebola-Verdachtsfalles ist negativ. Es gibt kein Ebola in Ruanda", teilte das Gesundheitsministerium des ostafrikanischen Landes im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Es handelte sich offenbar um Malaria.

Der Medizinstudent aus Deutschland war kürzlich aus Liberia zurückgekehrt und zeigte Symptome, die auch bei Ebola auftreten. Deshalb war er in einer Klinik der Hauptstadt Kigali isoliert worden.

Sowohl bei Malaria als auch bei Ebola können Fieber und Durchfall auftreten. Viele der in den vergangenen Tagen weltweit registrierten Ebola-Verdachtsfälle gingen letztlich auf Malaria zurück. (dpa)

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