WHO warnt

Bald 20.000 Ebola-Infizierte?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlägt Alarm: Die Experten rechnen in Westafrika mit einem langen Kampf gegen Ebola und Tausenden Opfern. Für Deutschland gibt es allerdings keine erhöhte Gefahr.

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GENF. Die Ebola-Epidemie in Westafrika könnte noch weitere neun Monate andauern und die Zahl der Infizierten auf bis zu 20.000 steigen. Das geht aus einem Notfallplan hervor, den die Weltgesundheitsorganisation WHO am Donnerstag in Genf vorgestellt hat. Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) sieht derweil keine erhöhte Ebola-Gefahr für Deutschland.

Der WHO-Notfallplan sieht unter anderem den Einsatz von mehr als 13.000 Fachkräften in jenen Regionen vor, die am schlimmsten von dem Virus betroffen sind. 750 davon sollen internationale Spezialisten sein. Die Gesamtkosten schätzt die WHO auf mehr als 370 Millionen Euro innerhalb der kommenden sechs Monate.

"Es handelt sich nicht um eine westafrikanische Angelegenheit, sondern um eine Frage der globalen Gesundheitssicherheit", sagte der Vizegeneraldirektor der Organisation, Bruce Aylward. Da der Ausbruch in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria alles bisher Gesehene überschreite, sei eine neue Strategie nötig.

Ziel des Notfallplans ist es, dass die Zahl der Infektionen in den besonders betroffenen Gebieten binnen drei Monaten nicht mehr ansteigt. Zudem soll die Übertragung des Virus in Haupt- und Hafenstädte gestoppt werden.

Ein vollständiges Ende der Epidemie ist der WHO zufolge auch bei vollständiger Umsetzung des Plans frühestens in sechs bis neun Monaten zu erwarten. Der Schlüssel zur erfolgreichen Bekämpfung von Ebola liegt Aylward zufolge in der Arbeit mit Bewohnern betroffener Regionen. Diese müssten umfassend aufgeklärt werden.

"Reise- und Handelsbeschränkungen werden Ebola hingegen nicht besiegen, sondern behindern vielmehr den Kampf gegen das Virus." Aylward hofft, dass binnen zwei Wochen wieder Flüge in betroffene Regionen möglich werden könnten. Wegen vieler Restriktionen sei es derzeit schwierig, Personal und Material zu transportieren.

Kein erhöhtes Risiko für Deutschland

Bis zum 26. August stieg die Zahl der bestätigten und Verdachtsfälle in Westafrika nach WHO-Angaben auf 3069, davon sind 1552 gestorben. Tatsächlich könne die Zahl zwei bis viermal so hoch liegen, warnte die UN-Organisation. Mehr als vierzig Prozent der Fälle wurden in den vergangenen 21 Tagen erfasst.

Unterdessen breitet sich das Ebola-Virus auch in Nigeria weiter aus, das von den vier Betroffenen Ländern bisher am wenigsten betroffen ist. Gesundheitsminister Onyebuchi Chukwu bestätigte am Donnerstag das erste Ebola-Todesopfer außerhalb der Metropole Lagos. Der Arzt war am 22. August in dem Öl-Handelsplatz Port Harcourt im Rivers State gestorben.

"Nachdem seine Witwe den Tod gemeldet hatte, haben wir den Fall gründlich untersucht und die Laboranalyse zeigt, dass der Arzt an der Ebola-Viruserkrankung starb", sagte der Minister. Der Arzt hatte ein Ebola-Opfer behandelt. Damit gibt es in Nigeria jetzt 17 registrierte Erkrankungen inklusive sechs Todesfällen.

Der Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo hängt offenbar nicht mit der Epidemie in Westafrika zusammen und ist höchstwahrscheinlich auf eine Virus-Übertragung durch Wildfleisch zurückzuführen. 13 von 24 Erkrankten seien dort gestorben, so die WHO.

RKI-Präsident Professor Reinhard Burger erwartet derweil kein erhöhtes Risiko für die Einschleppung des Ebola-Virus' durch Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen.

"Sie kommen aus anderen Regionen Afrikas, also ist erster Linie aus Regionen, in denen kein Ebola-Virus auftritt", sagte Burger am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Die Inkubationszeit liegt bekanntlich bei im Schnitt acht Tagen bis maximal drei Wochen.

"Die Flüchtlinge haben in der Regel eine längere Anreisezeit. Das heißt, sie würden vorher Krankheitssymptome zeigen", sagte Burger. Er hält es für möglich, dass in Deutschland künftig weitere Ebola-Patienten behandelt werden. (dpa)

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