US-Krankenschwester

Ebola-Infektion trotz Schutzanzug

Eine Krankenschwester hat sich in den USA mit dem Ebola-Virus angesteckt - obwohl sie bei der Betreuung eines Ebola-Kranken einen Schutzanzug trug. Die zuständige Gesundheitsbehörde schließt weitere Fälle nicht aus.

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DALLAS/MADRID. Trotz strenger Sicherheitsvorkehrungen hat sich eine Krankenschwester in den USA offenbar bei einem Ebola-Patienten angesteckt. Ihre Infektion hätten erste Tests bestätigt, berichtet die US-Gesundheitsbehörde CDC. Es ist das erste Mal, dass das Ebola-Virus in den USA übertragen wurde.

Ihr Gesundheitszustand sei stabil, hieß es vom Krankenhaus. CDC-Chef Tom Frieden zufolge enthält das Blut der Frau erst wenige Viren, daher sei die Hoffnung auf Genesung groß. Die Frau hatte am Freitag leichtes Fieber gemeldet. Die Behörden suchen nach möglichen Kontaktpersonen.

Weitere Fälle denkbar

Die Frau betreute Thomas Eric Duncan, der die lebensgefährliche Krankheit aus Afrika in die Vereinigten Staaten gebracht hatte und daran am 8. September in einem Krankenhaus in Dallas im Bundesstaat Texas gestorben war.

Obwohl die Frau sofort isoliert wurde, wollte die CDC neue Übertragungen nicht ausschließen. "Ich will es klar sagen. Es besteht die Möglichkeit, dass es weitere Fälle hier in den USA geben wird", sagte CDC-Chef Frieden in Atlanta.

Wie es zu der Übertragung kommen konnte, war zunächst unklar. Erst kürzlich hatte sich eine Pflegehelferin in Spanien trotz strenger Schutzmaßnahmen bei einem Ebola-Patienten angesteckt. Sie soll sich beim Ausziehen des Schutzanzugs mit einem Handschuh versehentlich ins Gesicht gefasst haben.

Virusexperte: Sicherheitsverkehrungen reichen aus

Der Hamburger Virusexperte Dr. Jonas Schmidt-Chanasit sieht trotz dieser beiden Fälle keine größere Infektionsgefahr für Ärzte und Pflegekräfte. "An der prinzipiellen Situation hat sich nichts geändert", betonte der Leiter der Virusdiagnostik des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin.

"Die Sicherheitsvorkehrungen bei identifizierten, also bekannten Ebola-Patienten sind extrem hoch in den USA und auch bei uns." Die derzeitigen Schutzmaßnahmen reichten seiner Meinung nach aus.

Fehler könnten immer passieren - sie sollten dem Betroffenen aber eigentlich sofort klar sein, sagte Schmidt-Chanasit. Derjenige werde dann sofort unter Quarantäne gestellt. "Dann besteht überhaupt keine Gefahr für einen Ausbruch, gar keine Gefahr, dass sich irgendwer anders infiziert."

"Was nicht passieren sollte, ist, dass unbemerkt solche Sachen passieren", betonte der Virusexperte. "Das sind seit Jahren trainierte Verhaltensmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen, wo eigentlich kein Schlupfloch bestehen sollte."

Unerkannte Infektionen - wie offenbar sowohl in Spanien als auch in den USA geschehen - seien deshalb im Grunde "nahezu ausgeschlossen".

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat inzwischen weit über 8000 Ebola-Fälle in den drei am stärksten von Ebola betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone registriert. Mehr als 4000 Menschen starben an den Folgen der Infektion. Experten gehen zudem von einer hohen Dunkelziffer aus.

In Deutschland werden momentan zwei Ebola-Patienten behandelt, einer in Frankfurt am Main, der andere in Leipzig.

Verstärkte Kontrollen am Flughafen - aber nicht in Deutschland

Aus Angst vor der Krankheit waren in den vergangenen Tagen international die Sicherheitsvorkehrungen verschärft worden. Auf dem New Yorker John F. Kennedy-Flughafen werden Reisende aus Ländern mit Ebola inzwischen auf mögliche Symptome untersucht. Vier andere große US-Flughäfen sollten folgen.

Auch Israel hat spezielle Kontrollen für Reisende aus der westafrikanischen Krisenregion eingeführt. Dies gilt für den internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv sowie für alle Grenzübergänge und Seehäfen.

Ähnliche Prüfungen sind in Deutschland vorerst nicht geplant. Dort gibt es nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) kein Grund zur Sorge.

Es gebe "hervorragend ausgestattete Behandlungszentren", die auf den Umgang mit hoch ansteckenden Krankheiten spezialisiert seien, sagte der CDU-Politiker der "Rheinischen Post" .

Die Notfallpläne für den Umgang mit Erkrankten würden regelmäßig geübt. In Großbritannien wurde am Wochenende landesweit ein Ebola-Ausbruch simuliert.

RKI: Ebola-Einschleppung möglich

Das Robert Koch Institut (RKI) hält es indes für möglich, dass das Ebola-Virus nach Deutschland eingeschleppt werden könnte. Vize-Präsident Lars Schaade sagte am Montag im ZDF-Morgenmagazin: "Es gibt ein Risiko, das Risiko ist gering, aber wir müssen natürlich damit rechnen."

Die Behörden seien aber gut vorbereitet. "Wir haben entsprechende Übungen gemacht und haben bei den vergangenen Verdachtsfällen gesehen, dass diese Kette sehr gut funktioniert." (eb/dpa)

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