Klinik meldet

Leipziger Ebola-Patient gestorben

Fünf Tage haben Ärzte in Leipzig um das Leben eines Ebola-Kranken aus Afrika gekämpft - doch vergebens. Der 56-Jährige ist jetzt gestorben. Das RKI plädiert dafür, seine Leiche einzuäschern. Doch das wirft religiöse Fragen auf, denn der Mann war Muslim.

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Klinik für Infektiologie des St. Georg Krankenhauses.

Klinik für Infektiologie des St. Georg Krankenhauses.

© Klinikum St. Georg / dpa

LEIPZIG. Der Ebola-Patient in Leipzig ist tot. Der Mann starb in der Nacht zum Dienstag auf der Isolierstation des Klinikums St. Georg.

"Trotz intensiv-medizinischer Maßnahmen und höchsten Anstrengungen des medizinischen Personals erlag der 56-jährige UN-Mitarbeiter der schweren Infektionskrankheit", teilte die Klinik am Dienstag mit. Der Mann ist der erste in Deutschland gestorbene Ebola-Patient.

Ein Ebola-Patient wird derzeit in Frankfurt behandelt

Der Weg des Ebola-Virus

Die Ebola-Epidemie in Westafrika sorgt für Tausende infizierte Menschen - und Tausende Tote. Der Ausbruch geht auf ein zweijähriges Mädchen zurück. Zur Chronologie des Ausbruchs.

Der 56-Jährige war am 9. Oktober mit einem Spezialflugzeug von Liberia aus nach Leipzig geflogen und seitdem dort unter schärfsten Quarantänemaßnahmen versorgt worden.

Die Ärzte hatten bereits nach den ersten Untersuchungen gesagt, der Mann sei in einem extrem kritischen Zustand. Schon vorige Woche wollten die Ärzte die Überlebenschancen ihres Patienten nicht einschätzen.

Die Krankheit nehme einen mehrphasigen Verlauf, hatte der Chefarzt der Klinik, Professor Bernhard Ruf, erklärt und prognostiziert: "Ab Tag acht kann es massive Verschlechterungen geben."

Klinik-Chefarzt berichtet über Sicherheitsmaßnahmen

In einer Mitteilung gab die Klinik am Mittwoch Einzelheiten über die Behandlung des Ebola-Patienten bekannt. Um zu verhindern, dass das Virus das Unterdruckzimmer der Sonderisolierungsstation verlässt, wurden höchste Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Professor Ruf betonte im unten stehenden Video-Interview, das von der Klinik verbreitet wurde: "Es bestand keine Gefahr für andere."

"Der Erkrankte wurde rund um die Uhr von Mitarbeitern im Schichtsystem versorgt. Pro Schicht sind mindestens sechs Mitarbeiter im Dienst. Das Klinikpersonal war stets mit flüssigkeitsdichten Anzügen und speziellen Respiratoren ausgestattet", berichtete die Klinik in ihrer Mitteilung.

Pro Tag seien bis zu 100 spezielle Schutzanüge verbraucht worden. Und pro Stunde seien bei der Behandlung mindestens 20 bis 30 Einweg-Handschuhe gewechselt worden,.

Nach Angaben des Krankenhauses hat das betreuende Personal nie die Schutzkleidung selbst ausgezogen. Das sei stets durch eine zweite und dritte Person übernommen worden. Das Personal werde dennoch kontinuierlich gesundheitlich überwacht, hieß es.

RKI plädiert für Einäscherung

Nach dem Tod des Mannes greift ein vorgeschriebenes Verfahren. Wer an Ebola-Fieber stirbt, muss desinfiziert, in eine flüssigkeitsdichte Plastikhülle gelegt und in einem speziell präparierten Sarg aufbewahrt werden.

Die Maßnahmen seien vom Robert Koch-Institut (RKI) vorgegeben, sagte der Sprecher des sächsischen Gesundheitsministeriums, Ralph Schreiber. Eine Einäscherung sei der Erdbestattung vorzuziehen, heißt es in den RKI-Informationen.

Der verstorbene UN-Mitarbeiter soll unverzüglich eingeäschert werden. Dafür sei die Stadt Leipzig zuständig, sagte ein Stadt-Sprecher am Dienstag. Der Ebola-Tote aus dem Sudan sei allerdings Muslim gewesen. "Das macht es nicht leichter, weil der Islam eine Feuerbestattung nicht vorsieht", sagte der Sprecher.

Auch die verwendeten Materialien würden entsprechend der RKI-Richtlinien sicher entsorgt, gab die Klinik bekannt. Sie gelten als Sondermüll der Sicherheitsstufe 4. Für die Dekontaminierung des Sondermülls komme direkt im Klinikum St. Georg der Autoklav, ein gasdicht verschließbarer Druckbehälter zur Dampfdrucksterilisation, zum Einsatz.

Ein Ebola-Patient in Frankfurt in Behandlung

Der UN-Mitarbeiter war der dritte Ebola-Patient, der nach Deutschland gebracht worden war. Ein Patient aus Uganda, der sich in Sierra Leone angesteckt hat, wird noch in Frankfurt/Main versorgt, ein weiterer war nach fünf Wochen Behandlung gesund aus einer Hamburger Klinik entlassen worden.

In Leipzig war der Patient unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen auf der Sonderisolierstation der Klinik für Infektiologie und Tropenmedizin behandelt worden. Für andere Patienten, Besucher oder die Öffentlichkeit bestand nach Klinikangaben keine Gefahr.

Zuvor ist noch nie eine Ebola-Epidemie mit so vielen Opfern in Afrika registriert worden. Vor allem die Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone sind betroffen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind bereits mehr als 4000 Menschen an Ebola gestorben. (ths/dpa)

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Veröffentlicht: 14.10.2014 © Springer Medizin

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