Kommentar zur Harnwegsinfekt-Behandlung
Fragt erst mal die Frauen!
In der repräsentativen Umfrage "EVA" des Robert Koch-Instituts vor wenigen Jahren gaben mehr als 70 Prozent der fast 1100 Befragten an, ihrem Arzt zu vertrauen, wenn dieser sage, ein Antibiotikum sei nicht erforderlich.
Zwar ging es in der Umfrage um Infektionen der Atemwege, doch wird es dieses Vertrauen der Patienten wohl auch bei anderen Infektionskrankheiten geben, etwa Harnwegsinfektionen (HWI) bei Frauen.
Nicht jede Frau mit symptomatischer, aber unkomplizierter HWI besteht zudem auf einer Antibiotikatherapie. Und wenn eine Frau dann noch in ihrer Einstellung zu dieser Therapie von ihrem Arzt unterstützt wird, kann dies durchaus dazu beitragen, den Antibiotikaverbrauch sowie die Gefahr der Resistenzentwicklung zu senken.
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin geht davon aus, dass der Verzicht auf eine antibiotische Therapie - wenn eine akute Pyelonephritis ausgeschlossen wird - nicht mit einer Gefährdung einhergeht.
Sie hält eine rein symptomatische Therapie für eine vertretbare Option, wie sie in einem Minderheitenvotum zur S3-Leitlinie "Harnwegsinfektionen" feststellt. Auch das ist eine gute Voraussetzung dafür, die Zahl unnötiger Antibiotikaverschreibungen senken zu können.
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