Sucht im Griff? Dann ist HCV-Therapie möglich!

MÜNCHEN (sto). Viele Ärzte haben Vorbehalte, ehemalige Drogenabhängige mit chronischer Hepatitis- C-Infektion antiviral zu behandeln. Doch gerade bei ehemaligen Suchtkranken (zum Beispiel unter stabiler Substitution) ist eine Behandlung mit Interferon und Ribavirin oft besonders erfolgversprechend, sagt Professor Hartwig Klinker von der Universität Würzburg.

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Bei etwa 30 Prozent der Patienten mit chronischer Hepatitis C kommt es im Verlauf der Erkrankung zu einer Leberzirrhose, etwa fünf Prozent bekommen ein hepatozelluläres Karzinom.

Eine frühe Diagnose und Therapie ist deshalb besonders wichtig, betonte Klinker beim 6. Interdisziplinären Kongreß für Suchtmedizin in München. Er wies darauf hin, daß Hepatitis C inzwischen eine heilbare Erkrankung sei.

Zur Behandlung von Patienten mit Hepatitis C ist die Kombination von pegyliertem Interferon alfa und Ribavirin mittlerweile etabliert. Wesentliche Prognose-Faktoren für den Erfolg einer Behandlung sind die Dauer der Infektion, das Alter und Geschlecht des Patienten, der Fibrosegrad und die Viruskonzentration, sowie vor allem auch der HCV-Genotyp.

So sprechen nur etwa 50 Prozent der Patienten mit Genotyp 1 auf die Therapie an im Vergleich zu 80 Prozent der Patienten mit den Genotypen 2 und 3, erinnerte Klinker. Bei einer Infektion mit Genotyp 1 muß daher über 48 Wochen behandelt werden. Wird dabei nach zwölf Wochen die Zahl der Viren im Blut nicht um mindestens 99 Prozent reduziert, sollte die Therapie abgebrochen werden.

Mit den einfacher zu eliminierenden HCV-Genotypen 2 und 3 sind nach Klinkers Angaben besonders häufig Patienten infiziert, die sich beim Drogenkonsum angesteckt haben. Bei diesen Typen wird nur 24 Wochen behandelt. Sind sechs Monate nach Ende der antiviralen Therapie die Leberwerte normal und im Plasma ist keine HCV-RNA mehr nachweisbar, dann kann eine klinische Heilung angenommen werden, wie Klinker berichtet hat.

Entscheidend für den Behandlungserfolg sind außer einer zuverlässigen Medikamenteneinnahme auch ein effektives Nebenwirkungsmanagement sowie regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Noch drogenkonsumierende Patienten kämen deshalb in der Regel nicht für eine Behandlung in Frage, so Klinker.

Bei ehemaligen Abhängigen mit stabiler Substitution sei eine antivirale Therapie dagegen oft sogar ausgesprochen erfolgversprechend. Denn meist handele es sich um jüngere Patienten mit einem günstigen Genotyp und einer relativ kurzen Infektionsdauer, so Klinker.

Lesen Sie dazu auch: Hepatitis-C-Therapie für Drogensüchtige

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