Drogensüchtige mit Hepatitis C brauchen Therapie

LEIPZIG (scho). Vor allem Menschen, die sich Drogen spritzen, infizieren sich heute mit Hepatitis-C-Viren (HCV). Noch bis vor kurzem galt, daß die Patienten nur antiviral behandelt werden können, wenn sie über einen langen Zeitraum drogenfrei gelebt haben. Mittlerweile hat hier ein Umdenken stattgefunden.

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In Deutschland gebe es etwa 280  000 Drogenabhängige, von denen etwa 42 000 an einer chronischen Hepatitis C erkrankt seien, so der Internist Dr. Michael Waizmann vom Städtischen Klinikum St. Georg in Leipzig.

Zurzeit werden von diesen Patienten höchstens zwei Prozent behandelt. Hauptgrund dafür ist, daß sich eine Drogenfreiheit über einen langen Zeitraum in der Realität nur selten erreichen läßt. Will man die Ausbreitung der Hepatitis C jedoch eindämmen, müssen Drogensüchtige antiviral behandelt werden.

    Etwa 42 000 Abhängige sind infiziert.
   

Gerade Drogenabhängige haben gute Heilungschancen. Sie sind meist jung und oft mit den HCV-Genotypen 2 oder 3, die sich gut eliminieren lassen, infiziert. Voraussetzung für die halbjährige Therapie mit pegyliertem Interferon-alfa und Ribavirin ist nach Angaben von Waizmann, daß die Suchtkranken stabil substituiert sind, etwa mit Methadon.

Weiterhin sollten die Patienten ein gutes Verhältnis zum Arzt haben und eine hohe Eigenmotivation für die Therapie mitbringen. Häufig kommen die für eine Therapie in Frage kommenden Patienten von sich aus auf den Arzt zu, um sich nach Behandlungsmöglichkeiten zu erkundigen, wie Waizmann auf dem von der Falk Foundation e. V. unterstützen Patientenforum in Leipzig gesagt hat.

Eine Therapie erfolgt dann unter strenger Kontrolle. Die Patienten müssen täglich in der Ambulanz erscheinen und erhalten dort außer Methadon auch das täglich einzunehmende Ribavirin, in einer Dosis von 800 mg.

Pegyliertes Interferon-alfa wird, wie bei nicht drogenabhängigen Hepatitis-C-Patienten auch, einmal wöchentlich gewichtsadaptiert gespritzt. Die Therapie erfolgt insgesamt über einen Zeitraum von 24 Wochen. Im Städtischen Klinikum St. Georg werden so im Moment etwa 60 Drogensüchtige therapiert.

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