Kreuzresistenzen erschweren Hepatitis-Therapie
FRANKFURT/MAIN (hae). Nach Schätzungen sind etwa 500 000 Menschen in Deutschland chronisch mit Hepatitis B infiziert, davon viele Migranten aus Osteuropa. Viele wissen nichts von ihrer Infektion, und nur knapp zwei Prozent werden behandelt.
Veröffentlicht:Die Dauertherapie mit oralen Nukleosid- oder Nukleotidanaloga gilt heute meist als beste Option. Dabei müssten jedoch die resistenten Viren im Auge behalten werden, sagte Privatdozent Holger Michael Hinrichsen aus Kiel. Ist die Entwicklung von Resistenzen während der Therapie absehbar, etwa wenn die Virustiter nur ungenügend abfallen oder sogar ansteigen, muss rasch gegengesteuert werden.
Bei Resistenzentwicklung gibt es eine Add-on-Therapie
Favorisiert wird dabei heute die sofortige Zugabe (Add-on) eines weiteren nicht-kreuzreagierenden Analogons, so Hinrichsen bei einer vom Unternehmen Gilead unterstützten Veranstaltung in Frankfurt am Main. Ein sekundäres Therapieversagen durch Kreuzresistenzen lässt sich dadurch eher vermeiden als durch den Austausch des Analogons.
Oft wird die Behandlung noch mit Lamivudin begonnen, obwohl es eine geringe Resistenzbarriere hat. Als Kombinationspartner dazu sind wegen der fehlenden Kreuzresistenz die Nukleotidanaloga Adefovir (Hepsera®) oder Tenofovir geeignet.
Initial bewährt sich Therapie mit hochpotenter Substanz
Besser wäre es aber nach Hinrichsens Auffassung, die Behandlung direkt mit einer hochpotenten Substanz zu beginnen. Dabei sollten Ärzte auf die langfristige Compliance der Patienten achten, wie Dr. Florian van Bömmel von der Charité ergänzte. Schon kumulative Therapiepausen von mehr als einem Monat steigern nach seiner Erfahrung das Risiko der Resistenzentwicklung deutlich.
Wie lange die antivirale Therapie fortgeführt werden muss, ist noch ungeklärt. Nach Daten einer Pilotstudie aus Griechenland bleibt immerhin ein Drittel der Patienten nach dem Ende einer erfolgreichen fünfjährigen Therapie mit Adefovir auch weiterhin virusfrei, sagte Hinrichsen. Mehrheitlich dürfte jedoch nach heutigem Stand der Kenntnisse eine lebenslange Virussuppression erforderlich sein.