Hepatitis-C

Tipps für neue Behandlungsmethoden

Die Vielzahl von Neuerungen in der Hepatitis-C-Therapie machen zeitnah aktualisierte Empfehlungen von Spezialisten erforderlich. Jetzt ist eine entsprechende Stellungnahme erschienen.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

STUTTGART. Seit Zulassung der ersten direkt antiviral wirkenden Medikamente (DAA) für Patienten mit chronischer Hepatitis C findet ein grundlegender Wandel dieser Therapien statt.

Die wachsende Zahl an zur Verfügung stehender Substanzen sowie deren Kombinationsmöglichkeiten machen es zunehmend schwierig, die individuell beste Option für den jeweiligen Patienten auf der Grundlage wissenschaftlicher Daten zu ermitteln.

Deshalb haben die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen (bng) jetzt konkrete Empfehlungen veröffentlicht, die bei Zulassung weiterer Therapieoptionen zeitnah aktualisiert werden sollen (Z Gastroenterol 2014; 52: 749-756).

Neue Arzneikombinationen

Demnach könne die Triple-Therapie aus PEG-Interferon, Ribavirin und den Protease-Inhibitoren Boceprevir oder Telaprevir nicht mehr als Standardtherapie empfohlen werden, so die Expertengruppe. Grund dafür seien die mit den neuen Medikamenten-Kombinationen verbundenen besseren virologischen Ansprechraten, verkürzten Therapiedauer und günstigeren Verträglichkeitsprofile.

Kriterien für oder gegen bestimmte medikamentöse Optionen sind unter anderen das Stadium der Lebererkrankung, der HCV-Geno-/Subtyp, das Vorhandensein von HCV-Resistenzvarianten und eine gegebenenfalls stattgehabte Vortherapie.

Die Expertengruppe benennt in dem Papier, beginnend mit dem HCV-Genotyp 1 bis zu den Genotypen 5 und 6, die jeweils günstigsten Optionen für die Erst- oder die Re-Therapie. Dies wird begründet, und es werden Hinweise zum Vorgehen in spezifischen Situationen gegeben.

Therapie je nach HCV-Genotyp

So empfiehlt die Gruppe etwa bei Infektion mit HCV-Genotyp 1 derzeit die Kombinationen Sofosbuvir, PEG-Interferon (IFN) und Ribavirin für 12 Wochen oder, etwa bei IFN-Unverträglichkeit, die Kombination Simeprevir plus Sofosbuvir mit oder ohne Ribavirin für ebenfalls 12 Wochen.

Allerdings solle die Dringlichkeit der antiviralen Therapie auch vor dem Hintergrund der künftig zur Verfügung stehenden therapeutischen Optionen eingeschätzt werden.

So werde für Patienten mit HCV-Genotyp 1 bereits Ende 2014, Anfang 2015 die Zulassung "robuster Interferon-freier Therapieregime" erwartet, so die DGVS- und bng-Autoren.

"Für die Mehrzahl der Patienten wird voraussichtlich bei einer Therapiedauer von 12 Wochen ein Verzicht auf Ribavirin und für bestimmte Subgruppen eine Verkürzung der Therapiedauer auf 8 Wochen möglich sein", heißt es.

Anders bei HCV-Genotyp 2: Für diese Patienten gibt es bereits mit der Kombi Sofosbuvir/Ribavirin für 12 Wochen eine effektive Interferon-freie Therapie. Eine wesentliche Steigerung der Heilungsraten oder der Verträglichkeit wird mit der Zulassung neuer Substanzen nicht erwartet.

Bei Patienten mit Re-Therapie und bestehender Leberzirrhose könne unter Umständen die Verlängerung der genannten Kombitherapie auf 16 Wochen erwogen werden, weil in einer Studie dadurch noch ein etwas besseres dauerhaftes virologisches Ansprechen im Vergleich zur 12-wöchigen Therapie beobachtet worden war.

Über 90 Prozent der Patienten geheilt

Unabhängig vom Vorliegen einer Leberzirrhose können mit der Triple-Therapie Sofosbuvir/IFN/Ribavirin als Erst- und Re-Therapie über 12 Wochen deutlich über 90 Prozent der mit Genotyp 2 infizierten Patienten geheilt werden, insofern ist diese Behandlung eine Alternative für Patienten mit kompensierter Zirrhose.

Für Patienten mit Genotyp-3Infektion findet sich in dem Papier noch die Empfehlung für Sofosbuvir/IFN/Ribavirin über 12 Wochen oder Sofosbuvir/Ribavirin für 24 Wochen.

Mit der kürzlich erfolgten europäischen Zulassung von Daclatasvir in Kombination mit Sofosbuvir und Ribavirin steht nun aber auch für Patienten mit Genotyp-3-Infektion und kompensierter Leberzirrhose eine IFN-freie Option zur Verfügung; auf diese haben die Experten in dem Papier bereits hingewiesen.

Keine weiteren Neuzulassungen erwarten sie in den kommenden Monaten für Patienten mit Genotypen 4 sowie der Genotypen 5 und 6. Für diese werden derzeit noch IFN-haltige Regime bevorzugt.

Daclatasvir ist jetzt aber auch für Genotyp-4-Patienten in einem IFN-freien Regime für Patienten ohne/mit kompensierter Zirrhose zugelassen worden, was in den Expertenempfehlungen noch nicht berücksichtigt werden konnte.

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