HPV-Impfung als kosteneffekiv bewertet
BERLIN (gvg). Die Impfung gegen Zervixkrebs wird von Eltern und jungen Frauen gut akzeptiert: Innerhalb eines Jahres wurden in Deutschland etwa eine Million Dosen des tetravalenten Impfstoffs gegen humane Papillomaviren (HPV) verwendet. Und: Etwa 30 000 Mädchen haben bereits alle drei Impfungen erhalten, sind also voll immunisiert.
Gegen HPV geimpft werden sollen Mädchen von 12 bis 17 Jahren, rät die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut. Bei Mädchen dieses Alters wird die Impfung von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Auf einem von Sanofi Pasteur MSD unterstützten Symposium in Berlin wurden jetzt neue Modellrechnungen präsentiert. Darin wird versucht, den Effekt der Impfung auf die Inzidenz von HPV-assoziierten Erkrankungen auszurechnen. Zugrunde gelegt wurden die Daten der Zulassungsstudien. Sie belegen eine nahezu 100-prozentige Effektivität des Impfstoffs Gardasil® bei der Vermeidung von Zervix-Präkanzerosen durch die HPV-Typen 16 und 18 sowie eine 90-prozentige Effektivität bei der Verhinderung von genitalen Feigwarzen.
"Wenn wir das hochrechnen, müssen wir 33 Mädchen impfen, um eine zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN) des Stadiums 3 zu verhindern, 120 Mädchen, um ein Zervixkarzinom zu verhindern und elf Mädchen, um einen Fall von Feigwarzen zu verhindern", sagte Dr. Friedrike Gieseking vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Anhand der Modellrechnung wurde jetzt eine Kosteneffektivitäts-Analyse gemacht. Sie berücksichtigt die Kosten der Impfung und die Einsparungen beim Management der geschilderten Erkrankungen, also bei Operationen, Konisation und ablativen Therapien an der Zervix. "Es zeigt sich eine hohe Kosteneffizienz der Impfung selbst unter der Annahme, dass die Krebsfrüherkennung unverändert beibehalten wird", so Gieseking. Ein qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QALY) - das ist ein Lebensjahr mit guter Lebensqualität - kostet die Gesetzliche Krankenversicherung demnach etwa 12 000 Euro zusätzlich, ein durch die Impfung gewonnenes Lebensjahr etwa 18 000 Euro.
Als gesellschaftlich anerkannte obere Kostengrenze wird im Allgemeinen ein Wert von 50 000 US-Dollar pro QALY angesehen. "Damit ist die Impfung nach internationalen Maßstäben hoch kosteneffektiv", sagte Professor Peter Hillemanns von der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Rechnungen seien dabei noch konservativ, weil indirekte Kosten durch Arbeitsunfähigkeit nicht berücksichtigt wurden.
STICHWORT
HPV-Infektion
Bei den meisten HPV-Infizierten (etwa 80 Prozent) heilt die Infektion ohne Symptome in 12 bis 18 Monaten aus (Der Gynäkologe 39, 2006, 122). Etwa 20 Prozent entwickeln eine subklinische und zehn Prozent eine manifeste Infektion. Von zehn manifest infizierten Frauen entwickeln zwei bis drei eine schwere zervikale intraepitheliale Neoplasie (CIN 2/3). Diese führt bei 30 bis 50 Prozent der Frauen zu Zervixkrebs. Bis sich aus einer geringgradigen zervikalen Veränderung (CIN 1) über hochgradige Veränderungen (CIN 2/3) Krebs entwickelt, vergehen 12 bis 13 Jahre.
(ikr)