Syrien und Irak

Polio-Impfung für Millionen Kinder

Trotz des Bürgerkriegs: Die UN wollen unter anderem in Syrien massenweise Kinder gegen Polio impfen. Die Zielmarke: 20 Millionen Kinder.

Veröffentlicht:

AMMAN. Die Vereinten Nationen haben am Sonntag im Nahen Osten eine große Impfkampagne gegen Polio gestartet. Ziel ist es, in fünf Tagen mehr als 20 Millionen Kinder in Syrien, Ägypten und im Irak zu impfen.

Auslöser für die Aktion im Nahen Osten und Nordafrika war der Ausbruch von Poliomyelitis im Bürgerkriegsland Syrien im vergangenen Oktober, teilt Unicef mit. Das Virus soll damals aus Pakistan eingeschleppt worden sein.

Am 30. März war außerdem erstmals seit 14 Jahren wieder ein Polio-Fall im Irak registriert worden. Betroffen war ein sechs Monate altes Kind in der Region Bagdad.

"Die Entdeckung eines ersten Polio-Falls im Irak nach 14 Jahren verdeutlicht das hohe Erkrankungsrisiko von Kindern in der Region", sagt Maria Calivis, die Unicef-Regionaldirektorin für den Mittleren Osten und Nordafrika: "Ein Ausbruch lässt sich dort nur verhindern, wenn alle Kinder mehrfach geimpft und alle bisher ungeimpften Kinder erreicht werden."

Auch aus anderen Ländern, etwa in Afrika, wurden zuletzt einzelne Fälle mutmaßlich eingeschleppter Polio gemeldet. Die Infektionskrankheit gilt mittlerweile in vielen Teilen der Welt als ausgerottet. Zuletzt hatten die UN Südostasien als frei von Polio erklärt.

Seit den Erkrankungen in Syrien im Oktober hat es in der Region bereits 25 Impfkampagnen gegeben, davon fünf in Syrien und sechs im Irak. Unicef hat dazu bereits 14 Millionen Dosen geliefert.

Im Fokus stehen jetzt besonders anfällige Gruppen wie Flüchtlinge aus Syrien oder Kinder, die in den Konfliktregionen des Landes leben. Dazu will man jetzt stärker mit lokalen Partnern kooperieren.

In der zweiten Phase der jetzigen Kampagne im Nahen Osten will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach eigenen Angaben versuchen, syrische Kinder auch in belagerten Städten und Kriegsgebieten zu erreichen.

Ab Donnerstag dieser Woche (10. April) soll zudem auch in Syriens Nachbarländern Türkei und Libanon geimpft werden. Dort haben die meisten der mehr als 2,6 Millionen Flüchtlinge aus Syrien Zuflucht gefunden.

Nach Angaben von Unicef leben 4,3 Millionen Kinder in Syrien in Armut auf der Flucht oder in den Bürgerkriegsregionen. Weitere 1,3 Millionen Kinder aus Syrien seien in den Libanon, nach Jordanien, Irak, Türkei, Ägypten oder andere nordafrikanische Länder geflüchtet. (dpa/eis/eb)

Mehr zum Thema

Weit weg von WHO-Zielen

hkk-Daten zeigen laue HPV-Impfquoten

Immunisierung gegen Flaviviren

Dem Geheimnis der Gelbfieber-Impfung auf der Spur

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Rezidive

Hustenstiller lindert Agitation bei Alzheimer

Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen