Wer infiziert sich mit Vogelgrippe?

HAMBURG (dpa). An der Vogelgrippe erkranken vor allem in Asien immer wieder Menschen. "Der Grund ist wahrscheinlich, daß dort Menschen extrem eng mit Geflügel zusammenleben", sagte der Virologe Professor Herbert Schmitz vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in einem dpa-Gespräch.

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Zudem äßen die Menschen dort Hühnchen oft direkt frisch auf dem Markt, nur kurz nachdem sie getötet wurden. So könne das Virus leichter auf den Menschen überspringen. "Beim Huhn infiziert man sich nur durch hochintensiven Kontakt, etwa über Blutspritzer oder Kot."

Ein natürliches Reservoir für das Vogelgrippe-Virus sind Enten. Da in Südostasien Tiere oft sehr eng zusammen gehalten würden, könne ein Virus relativ leicht übertragen werden, erläuterte Schmitz. Allerdings verweist er darauf, daß die Vogelgrippe auch schon in Ländern wie den Niederlanden oder den USA ausgebrochen sei.

Für Menschen, die keinen direkten Kontakt zu Hühnern haben, sieht Schmitz keine größere Gefahr. "Daß sich das Vogelgrippe-Virus beim Menschen massiv ausbreitet, halte ich für unwahrscheinlich", erläuterte der Leiter der Abteilung Virologie beim Hamburger Tropeninstitut. "Millionen von Hühnern werden auch deshalb geschlachtet, weil man die Bestände wieder frei von dem Virus haben möchte."

Schmitz verwies jedoch auch auf die Möglichkeit von neuen Grippeviren. Da in Südostasien verschiedene Tiere eng zusammengehalten werden, könne es etwa geschehen, daß Schweine die Eier von freilaufenden Hühnern fräßen. "Wenn sich Schweine gleichzeitig bei Hühnern und Menschen mit einem Grippevirus anstecken, kann ein menschenpathogener Stamm entstehen. Das Schwein wird als Mischgefäß der Infektion bezeichnet."

Das Vogelgrippe-Virus H5N1 wurde bislang nur über Hühner übertragen und nicht von Mensch zu Mensch. Gefährlicher seien die derzeit grassierende Grippeviren wie Fujian, betonte Schmitz. "Daran sind schon mehr Menschen gestorben als an der aktuellen Vogelgrippe."

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