Pflegeheime

Influenza-Prävention mangelhaft

Influenza-Erkrankungen in Alten- und Pflegeheimen sind oft lebensgefährlich. Bei der Prävention und beim Management von Ausbrüchen liegt aber vieles im Argen, heißt es in einer neuen Analyse.

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Pflegeheim: Große Defizite bei Ausbrüchen von Influenza.

Pflegeheim: Große Defizite bei Ausbrüchen von Influenza.

© Peter Atkins / fotolia.com

BERLIN. Ausbrüche von Influenza und anderen Atemwegsinfektionen gibt es häufig in Pflegeeinrichtungen. Von 2008 bis 2013 wurden beim Robert Koch-Institut (RKI) allein 289 solcher Erkrankungshäufungen durch Influenza registriert.

Den Infektionen wird dabei in den Heimen in der Regel nicht ausreichend vorgebeugt und systematisch begegnet, wie eine RKI-Analyse jetzt ergeben hat (Epi Bull 2014; 28: 241). Danach werden empfohlene Impfungen zu wenig und Neuraminidasehemmer überhaupt nicht genutzt.

Es mangelt an Kooperation zwischen Heimen, Hausärzten und Gesundheitsämtern. Ausbrüche werden oft zu spät gemeldet, was die Wirksamkeit von Gegenmaßnahmen wie Patienten-Isolierung reduziert.

In der Analyse hatte das RKI 37 Gesundheitsämtern mit Influenza-Ausbrüchen in Heimen ihrer Region einen Fragebogen zu den Gegenmaßnahmen zugesandt. 14 der Ämter hatten dabei die Fragen zu den Ausbrüchen in den vergangenen beiden Wintern beantwortet, allerdings nur zum Teil vollständig.

Die Ausbrüche waren relativ groß: Von den im Median 97 Bewohnern waren in zwei Dritteln der Heime mehr als 30 Prozent erkrankt, in drei Heimen sogar mehr als die Hälfte. In fünf Heimen gab es Todesfälle, in einem Haus starben sogar sieben Menschen. Bei elf Ausbrüchen erkrankte zudem Pflegepersonal, und zwar im Median acht Personen.

In den meisten Fällen wurde der Ausbruch erst spät dem Gesundheitsamt gemeldet, im Median waren zu diesem Zeitpunkt schon 17 Heimbewohner erkrankt. In einem Fall mit 66 Betroffenen war der Ausbruch sogar erst eine Woche nach seinem Ende gemeldet worden.

Neuraminidasehemmer wurden den Bewohnern nie und nur einmal einer Pflegekraft angeboten. Das RKI weist vor allem auch auf die von Fachgesellschaften empfohlene Postexpositionsprophylaxe mit den antiviralen Mitteln hin, die die Morbidität effektiv reduzieren könnte.

Daten zu den Impfraten bei den Bewohnern gab es nur aus sechs Heimen, in zwei davon waren weniger als 20 Prozent geimpft. Daten zu Impfraten bei Pflegekräften gab es sogar nur aus drei Heimen: Sie lagen bei null, drei und 24 Prozent.

Das RKI weist hier auf die empfohlene Dokumentation des Impfstatus in den Heimen hin. Dass die Daten häufig nicht dokumentiert würden, liege möglicherweise an der Struktur der individuellen Hausarztbetreuung von Heimbewohnern. (eis)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Heim-Dilemma Influenza

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