Atemwegsinfektionen

Deutschland ist vergrippt

In vielen Teilen Deutschlands gibt es eine hohe Grippe-Aktivität, meldet das Robert Koch-Institut. Zum Schutz kann in Risikogruppen die Impfung noch erwogen werden, die volle Wirksamkeit ist aber erst in 14 Tagen zu erwarten.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Hohes Fieber und Gliederschmerzen - das könnte die Grippe sein.

Hohes Fieber und Gliederschmerzen - das könnte die Grippe sein.

© Matthias Haas / iStock / Thinkstock

BERLIN. Volle Wartezimmer, viele fiebernde Patienten und ein hoher Krankenstand beim Personal: Was Ärzte derzeit bundesweit mit der Grippewelle erleben, schlägt sich auch in den Kennzahlen des Robert Koch-Instituts nieder.

Die Krankheitsaktivitäten waren danach in den vergangenen Jahren selten so hoch wie in diesem Februar.

Kennzeichen einer Grippewelle ist eine hohe Aktivität akuter Atemwegserkrankungen (ARE). Die ARE werden dabei wöchentlich von Meldepraxen aus ganz Deutschland an die AG Influenza am Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet.

Höchste Meldestufe in allen Regionen

Aktuelle Grippe-Karte

Eine Karte mit der aktuellen Grippe-Aktivität gibt es beim Robert-Koch-Institut unter diesem Link.

Den daraus ermittelten ARE-Praxisindex bewertet das RKI in der 6. Kalenderwoche (2. bis 8. Februar) als stark erhöht, die höchste Meldestufe gilt dabei für alle Regionen Deutschlands.

Auch der Anteil von Influenzaviren unter den Erregern von akuten Atemwegsinfektionen ist hoch - ein weiteres Charakteristikum einer Grippewelle.

So wurden am Nationalen Referenzzentrum vergangene Woche 227 bundesweit genommene Stichproben von Patienten mit Atemwegsinfekten analysiert. In drei Vierteln der Proben wurden respiratorische Viren isoliert und davon waren 58 Prozent Grippeviren.

Ebenso wird aus vielen Ländern Europas über eine hohe Grippe-Aktivität berichtet, und zwar aus Albanien, Belgien, Ungarn, Italien, Lettland, Luxemburg sowie die Slowakei und die Schweiz.

Dabei dominiert europaweit und auch in Deutschland der Virus-Subtyp H3N2, der nicht optimal durch den aktuellen Grippe-Impfstoff abgedeckt wird.

So wurden unter 305 Stichproben aus der aktuellen Grippesaison im Nationalen Referenzzentrum 281 Mal Influenza-A- und 24 Mal Influenza-B-Viren isoliert. Die Typ-AViren waren zu 86 Prozent vom Subtyp H3N2.

Solche H3-Typen verursachen in der Regel besonders schwere Erkrankungen. Zudem muss dieses Jahr mit einer schwächeren Wirksamkeit des Impfstoffs gerechnet werden, so das RKI. 14 Prozent der isolierten Influenza-A-Viren gehören zudem zum Subtyp H1N1.

 Dieser Typ fand sich auch bei einem Influenza-Ausbruch in einem Altenheim in Mecklenburg-Vorpommern mit 25 erkrankten Menschen.

Komplikationen häufig

Komplikationen bei Virusgrippe sind häufig, was sich auch aktuell bestätigt. Etwa 13 Prozent der seit Oktober an das RKI gemeldeten etwa 11.000 labordiagnostisch bestätigten Influenza-Infektionen erforderten eine stationäre Therapie.

Bislang wurden in dieser Saison zudem 18 Todesfälle mit Influenza-Erkrankungen gemeldet. Gemeldet wurden zudem zwei Ausbrüche in Kindergärten mit jeweils über 30 Erkrankungen und ein weiterer in einem Altenheim.

Das RKI weist hier auch auf die von Fachgesellschaften empfohlene Postexpositionsprophylaxe mit Neuraminidasehemmern hin, die die Morbidität reduzieren können (Epi Bull 2014; 28: 241).

Obwohl die Grippe-Saison schon weit fortgeschritten ist, kann eine Impfung in Risikogruppen immer noch erwogen werden. Es dauert aber zwei Wochen, bis sich der Schutz aufbaut.

Zu den Risikogruppen gehören: medizinisches Personal, Menschen in Berufen mit hohem Publikumsverkehr, alle über 60-Jährigen, Schwangere sowie chronisch Kranke, etwa mit Herzkrankheiten, Diabetes oder Asthma.

Besonders in Alten- und Pflegeheimen sollten Personal und Bewohner geimpft werden, betont das RKI.

"Die Impfung ist nach wie vor die wichtigste und effektivste Präventionsmaßnahme, wenn man von dem natürlich kaum praktikablen Rat absieht, die Influenzasaison zu Hause und ohne Besuch zu verbringen", sagt der STIKO-Vorsitzende Dr. Jan Leidel dazu.

"Und ein Schutz von knapp 50 Prozent ist allemal besser als keiner."

Lesen Sie dazu auch: Grippewelle rollt: Hausärzte rüsten sich

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