Grippe

Hotspots werden größer

Die Grippewelle schwillt an und erreicht ihren Scheitelpunkt. Besonders betroffen sind Jugendliche und Erwachsene mittleren Alters, die normalerweise nur selten unter Influenza leiden.

Wolfgang GeisselVon Wolfgang Geissel Veröffentlicht:
Die Influenzakarte wird zunehmend rot, die aktuelle Welle nähert sich ihrem Scheitelpunkt.

Die Influenzakarte wird zunehmend rot, die aktuelle Welle nähert sich ihrem Scheitelpunkt.

© Robert Koch-Institut

BRAUNSCHWEIG/BERLIN. Die Grippewelle steuert auf ihren diesjährigen Scheitelpunkt zu, insgesamt wird die Aktivität der akuten Atemwegserkrankungen vom Robert Koch-Institut als "deutlich erhöht" eingestuft, der Osten und die Mitte Deutschlands gehört allerdings schon zur höchsten Aktivitätsstufe "stark erhöht". Die Aktivität liegt dabei aber noch deutlich unter den Vorjahreswerten.

H1N1-Stamm verursachte 2009 die Schweinegrippe

Von Influenza besonders betroffen sind dieses Jahr Menschen im Alter von 15 bis 59 Jahren, was wahrscheinlich an den in diesem Jahr dominierenden Virusstämmen liegt, berichtet das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig. Normalerweise erkranken an Grippe vor allem Kinder wegen ihres unausgereiften Immunsystems oder alte Menschen wegen der Immunseneszenz.

In diesem Winter dominiert in Deutschland der Influenza-Stamm A(H1N1)pdm09, der an etwa 70 Prozent der bisherigen Erkrankungen beteiligt war. Dieser Stamm hatte im letzten Winter nur etwa 15 Prozent Anteil.

Für Virologen ist der H1N1-Stamm noch sehr jung. Er trat erstmals 2009 als Verursacher der Schweinegrippe-Pandemie auf. Heute spielt die Übertragung von Schwein zu Mensch epidemiologisch keine Rolle mehr, so das Zentrum. Die H1N1-Viren werden mittlerweile wie andere Influenza-Stämme auch von Mensch zu Mensch übertragen.

 Bereits im Jahr 2009 hatte es vergleichsweise häufig schwere Erkrankungen in den mittleren Altersgruppen gegeben. Dieses Jahr machen die 15- bis 64-Jährigen europaweit knapp zwei Drittel der Influenza-Patienten auf Intensivstationen aus, wie das European Center for Disease Control an Prevention (ECDC) berichtet.

Impfstoff: In Europa geringere Effektivität erwartet

 In Deutschland wurden in diesem Winter nach RKI-Angaben in dieser Grippesaison 2585 Patienten mit Influenza in Kliniken registriert.

"Menschen mittleren Alters hatten vermutlich noch nicht so häufig Gelegenheit, eine Immunität gegen A(H1N1)pdm09 aufzubauen", erklärt Professor Gérard Krause, Leiter der Abteilung Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum, in der Mitteilung.

Wie gut der aktuelle Grippeimpfstoff vor den zirkulierenden Erregern schütze, ist noch nicht absehbar. Im vergangenen Winter auf der Südhalbkugel hatte die dort identische Vakzine eine relativ gute Wirksamkeit, meldet das ECDC.

So sei der Impfstoff in Neuseeland 50 Prozent wirksam gegen schwere Grippe mit Klinikaufenthalt gewesen.

In Europa sei aber eine geringere Effektivität zu erwarten. Das liege an der höheren Prävalenz von Erkrankungen mit dem Stamm Influenza B/Victoria, so das ECDC.

Dieser Stamm macht in Deutschland zurzeit etwa ein Drittel der zirkulierenden Grippe-Erreger aus. Influenza B/Victoria wird zwar gut mit der tetravalenten Vakzine abgedeckt, aber nicht von den viel häufiger verwendeten trivalenten Vakzinen.

Auch ist bisher unklar, wie sich eine Antigen-Drift bei dem dominierenden A(H1N1)-Stamm auswirkt.

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