USA

Pflegekräfte unter MERS-Verdacht

Neue Berichte aus den USA sorgen für Unruhe: Dort könnten sich zwei Krankenpfleger mit MERS infiziert haben. Die WHO ist zunehmend besorgt - sieht aber noch keine Notlage.

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MERS-Viren unter dem Mikroskop: Für die WHO kein PHEIC.

MERS-Viren unter dem Mikroskop: Für die WHO kein PHEIC.

© NIAID - RML / AP Photo / dpa

GRAVENBRUCH. Zwei Pflegekräfte eines Krankenhauses in Orlando im US-Bundesstaat Florida stehen unter MERS-Verdacht. Sie könnten sich womöglich bei dem zweiten Patienten in den USA, der wegen einer Infektion mit dem neuen Coronavirus behandelt wird, infiziert haben. 18 weitere Klinikmitarbeiter, die ebenfalls Kontakt mit dem Patienten hatten, wurden für die nächsten zwei Wochen beurlaubt und stehen unter Beobachtung.

Die beiden erkrankten Pflegekräfte hätten grippeähnliche Symptome entwickelt, heißt es Berichten zufolge. Einer der Krankenpfleger werde im Krankenhaus behandelt, der Zweite sei zu Hause in Isolation. Der schnelle Symptombeginn (24 und 72 Stunden) ist allerdings für MERS ungewöhnlich. Im Median liegt die Inkubationszeit bei knapp einer Woche, sie kann aber auch bis zu 14 Tage betragen. Endgültige Laborergebnisse sollen in diesen Tagen vorliegen.

Diese Meldungen lassen Zweifel aufkommen, ob alle Krankenhäuser für den Umgang mit neuen Gesundheitsgefahren wie dem "Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus" (MERS-CoV) gerüstet sind. Derweil hatte am Dienstag das Notfallkomitee der Weltgesundheitsorganisation WHO in Genf beraten, sich aber gegen die Klassifikation von MERS als gesundheitliche Notlage (PHEIC) ausgesprochen. Zudem gebe es bislang keine Beweise für vermehrte Mensch-zu-Mensch-Übertragungen.

Allerdings habe die "Bedeutung" international zugenommen, nachdem MERS-Fälle bislang aus 13 Staaten gemeldet wurden. Die Staaten sollten nun die Infektionsprävention und -kontrolle verbessern. Zudem sollen neue Untersuchungen anlaufen, um das Coronavirus besser verstehen zu können. Zudem sollten die Mitgliedsstaaten Empfehlungen erarbeiten, wie etwa auf Massenveranstaltungen das Risiko für MERS-Infektionen reduziert werden kann.

Patient musste acht Stunden auf die Isolation waren

Neben den 20 in Florida unter Beobachtung stehenden Klinikmitarbeitern suchen die US-Behörden unterdessen fast 100 weitere Personen, die in der Notaufnahme Kontakt mit dem MERS-Patienten gehabt haben könnten. Das Infektionsrisiko für andere Patienten schätzen die lokalen Gesundheitsbehörden allerdings als gering ein.

Der Mann, eine Pflegekraft aus Saudi-Arabien, war am vergangenen Freitag mit Fieber und Schüttelfrost in der Notaufnahme des Dr. P. Phillips Hospitals in Orlando vorstellig geworden. Nach Angaben der Klinikleitung soll es acht Stunden gedauert haben, bis er in Isolation genommen wurde. Mindestens vier Stunden soll der Mann zudem im Wartebereich mit anderen Patienten auf einen Arzt gewartet haben.

Offenbar waren die anwesenden Ärzte und Pflegekräfte nicht sensibilisiert genug, bei Grippesymptomen direkt eine Reiseanamnese zu erheben. "Ja, wir hätten den Mann früher fragen können", sagte der Qualitätsbeauftragte der Klinik, Dr. Antonio Crespo am Dienstag.

Die Klinik hat daraufhin Konsequenzen gezogen und die Aufnahmeprozedur geändert. Patienten mit grippeähnlichen Symptomen sollen nun direkt gefragt werden, ob sie womöglich im Nahen Osten waren oder Kontakt mit Personen von dort hatten. Das Zentrum des Ausbruchs liegt mit rund 500 Fällen bekanntlich in Saudi-Arabien.

In Florida geht die Gesundheitsbehörde davon aus, dass es noch weitere MERS-Infektionen vor Ort geben könnte. "Wir werden noch mehr Fälle bekommen", sagte Dr. Kevin Sherin vom Gesundheitsministerium.

Die US-Behörden suchen derweil, rund 500 Flugreisende ausfindig zu machen und anzuschreiben, die mit dem MERS-Patienten aus Saudi-Arabien nach Florida geflogen sind. Sie sollen darüber informiert werden, mindestens zwei Wochen lang ihre Körpertemperatur zu kontrollieren und auf Grippesymptome zu achten.

Auf den 22 größten Flughäfen in den Staaten wurden Sicherheitshinweise angebracht, die vor MERS warnen und an die bekannten Hygieneregeln erinnern. (nös)

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