Bei schwerem Durchfall

Fremder Stuhl zum Schlucken

Bei besonders schweren Infektionen mit Clostridium difficile hilft es den Betroffenen, wenn der Stuhl eines gesunden Menschen in den Darm des Patienten übertragen wird. Jetzt gibt es Darmflora-Präparate in Kapseln.

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Wie kommt die gesunde Darmflora in eine Kapsel? Eine Anleitung dazu stellen Kölner Forscher jetzt öffentlich zur Verfügung.

Wie kommt die gesunde Darmflora in eine Kapsel? Eine Anleitung dazu stellen Kölner Forscher jetzt öffentlich zur Verfügung.

© DZIF

KÖLN. Eine Infektion mit Clostridium difficile ist die weltweit am häufigsten im Krankenhaus erworbene Durchfallerkrankung. Besonders hartnäckige Fälle werden zunehmend mit der Übertragung der Darmflora behandelt.

Dabei wird Stuhl eines gesunden Menschen in den Darm des Patienten gebracht. Diese Stuhltransplantation ist zwar noch nicht als Therapie zugelassen, wird aber als individueller Heilversuch an einigen Kliniken erfolgreich durchgeführt.

Die mit dem Stuhl übertragenen Bakterien siedeln sich im Darm des Empfängers an und scheinen dort ein gesundes Zusammenspiel der Mikroorganismen zu fördern - die Krankheitserreger können verdrängt werden.

Transfer über Kapseln

Bis vor Kurzem war für diese Behandlung eine Darmspiegelung notwendig. 2014 publizierten Ärzte der Harvard Medical School in Boston, USA, erstmals Daten zum erfolgreichen Transfer von Darmflora über den Einsatz von Kapseln.

Eine genaue Herstellungsanleitung wurde jedoch nicht angegeben. Das Team um Privatdozentin Maria J.G.T. Vehreschild hat nun eine solche Anleitung ausgearbeitet und an der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln etabliert.

"Die Möglichkeit der Darmflora-Übertragung auf Basis gefrorener Kapseln bietet uns und unseren Patienten eine ganz neue zeitliche Flexibilität und Sicherheit in der Planung und Umsetzung dieser Therapieform", erklärt die Infektiologin Vehreschild, die die Darmflora-Übertragung im Rahmen des DZIF weiterentwickelt.

Option auch bei anderen Erkrankungen?

Ein wichtiger Vorteil bestehe auch darin, dass Patienten mit dieser Methode behandelt werden könnten, die für eine Darmspiegelung zu geschwächt sind. "Wir möchten diese Möglichkeit allen interessierten Wissenschaftlern und allen Klinikärzten zur Verfügung stellen", bekräftigt die Medizinerin.

Das Kölner Forscherteam möchte zudem Darmflora-Übertragungen in Studien überprüfen. Nur so könne das Potenzial dieser Therapieform außer bei Clostridium-difficile-Infektion auch zur Behandlung anderer Erkrankungen erprobt werden.

Bisher ist eine solche Prüfung in Deutschland allerdings nicht möglich. Ein großes Hindernis ist dabei die zurzeit noch begrenzte Datenlage zur Wirksamkeit und Sicherheit der Darmflora-Übertragung.

Um dieses Problem zu lösen, haben die Kölner Mediziner zusammen mit Dr. Stefan Hagel von der Uniklinik Jena das Register MicroTrans zur Erfassung von Darmflora-Übertragungen gegründet. MicroTrans hilft Standards zu entwickeln und mögliche Sicherheitsrisiken der Transplantation zu identifizieren. (eb/eis)

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