Schweinegrippe: Impfwillige Ärzte in Berlin kämpfen mit der Logistik
Allgemeinarzt wirft Gesundheitsverwaltung Verzögerung von H1N1-Impfung vor
HANNOVER/BERLIN (cben/juk). Die sprunghaft gestiegene Nachfrage nach der H1N1-Impfung stellt Ärzte vor Probleme. In Berlin trägt nach Ansicht eines Kollegen der Gesundheitssenat die Verantwortung für Verzögerungen.
Allgemeinarzt Dr. Tobias Glaunsinger wirft der Berliner Senatsverwaltung vor, die Impfungen gegen die Schweinegrippe zu verzögern. Er habe sich schon am 26. Oktober bereit erklärt, Impfungen zu übernehmen, und einen entsprechenden Vertrag an den Senat geschickt. Bis dato habe er jedoch trotz mehrmaliger Anfragen keine Informationen darüber bekommen, ob er zum Kreis der Impfärzte gehöre. Selbst wenn der Senat wie angekündigt am Montag eine Liste der impfenden Ärzte im Internet veröffentlichen sollte, "werden wir wahrscheinlich keinen Impfstoff haben", so Glaunsinger.
Der werde nämlich nur von einer Apotheke ausgeliefert. Logistisch sei diese gar nicht in der Lage, die Vakzine an alle Impfärzte zu verteilen, die damit rechnen müssen, von Impflingen überrannt zu werden. "Dieser Pandemieplan ist für die Tonne", so Glaunsinger.
Niedersachsen muss bei der Beschaffung des Impfstoffes warten und rechnet mit Engpässen. "Dann haben wir ein klassisches Beispiel für Priorisierung", sagt Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer. "Gesunde, die nicht den genannten Gruppen angehören, müssten warten, bis wieder ausreichend Impfstoff vorhanden ist."
Die Impfbereitschaft wächst derzeit auch in Niedersachsen mit jedem neuen Krankheitsfall - und damit auch die Nachfrage nach dem Impfstoff. "Die Ärzte sollen jetzt zuerst chronisch kranke Patienten sowie die im Gesundheitswesen oder bei Polizei und Feuerwehr Beschäftigten impfen." Wenker empfiehlt den Kollegen "zwei Patientenlisten zu führen: eine mit den dringend zu impfenden Risikopatienten und eine zweite mit allen anderen Impfwilligen". Komme ein einbestellter Risikopatient nicht zur Impfung, könne die vorbereitete Spritze auch noch am nächsten Vormittag für Risikopatienten oder andere impfwillige Patienten verwendet werden.
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