Tb-Erreger trickst Immunzellen mit Säuresensor aus

TÜBINGEN/WASHINGTON (dpa). Erreger der Tuberkulose tricksen die menschliche Immunabwehr mit Hilfe eines Säuresensors aus und sind daher für den Körper so schwer in den Griff zu bekommen. Freßzellen des Immunsystems erkennen die Bakterien zwar und verschlingen sie. In dem normalerweise tödlichen Säuremilieu sterben die Tuberkulosebakterien allerdings nicht, sondern vermehren sich sogar.

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Wie die Erreger erkennen, daß sie sich in einer Freßzelle befinden, haben jetzt Wissenschaftler aus Tübingen und Heidelberg in "Science" (308, 2005, 1020) berichtet. Wie Dr. Jürgen Linder von der Universität Tübingen und seine Kollegen herausfanden, besitzen die Erreger ein Eiweißmolekül, eine Adenylylcyclase, die den Säuregehalt mißt und Gegenmaßnahmen einleitet. Daraufhin bringen die Erreger die Freßzellen dazu, in einer für das Bakterium ungefährlichen Starre zu verharren.

Mit Hilfe dieser Forschungsergebnisse hoffen die Wissenschaftler, die Entwicklung neuer Therapien gegen den Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberculosis auf den Weg zu bringen, von dem es immer mehr Stämme gibt, die gegen Antibiotika resistent sind.

Jedes Jahr erkranken vor allem in den Entwicklungsländern etwa acht Millionen Menschen an aktiver Tuberkulose, zwei Millionen Infizierte sterben an den Folgen der Infektionskrankheit. Etwa 400 000 Menschen bekommen eine multiresistente Tuberkulose: Die Erreger sind gegen mindestens zwei der Standardmedikamente resistent. Bereits infizierte Menschen werden oft nicht sofort krank, sondern erst, wenn der Körper durch andere Umstände - etwa eine zusätzliche Infektion mit dem Aids-Erreger - geschwächt ist.

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