Vogelgrippe und SARS -- neue Ausbrüche zu erwarten

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Vogelgrippe, SARS, West-Nil- und Dengue-Fieber - neue Infektionen haben vergangenes Jahr Touristen und Geschäftsreisende stark verunsichert. Zwar gibt es zur Zeit keine Ausbrüche mit diesen Krankheiten, neue Erkrankungswellen sind aber zu erwarten.

Reisende nach Südostasien und Südamerika sind durch Dengue-Fieber gefährdet. Die Zahl der Infizierten wird weltweit auf 50 Millionen pro Jahr geschätzt, bei bis zu 20 000 Todesfällen (Internist 45, 2004, 684).

Gefürchtete Komplikationen sind das Dengue-hämorrhagische Fieber (DHF) und das Dengue-Schocksyndrom (DSS), von denen jedes Jahr mehrere hunderttausend Patienten (vor allem Kinder) betroffen sind. DHF und DSS sind meist Folgen einer Reinfektion mit einem anderen Virustyp als bei Ersterkrankung.

133 Reiserückkehrer mit Dengue-Fieber (meldepflichtig!) wurden 2003 in Deutschland registriert. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Bisher kamen die meisten infizierten Reiserückkehrer aus Thailand, gefolgt von Indien, Kambodscha, Venezuela, Indonesien und Brasilien. Reisende sollten Regionen mit Ausbrüchen meiden und sich vor übertragenden Mücken schützen.

Das West-Nil-Virus (WNV) breitet sich vor allem in den USA und Kanada aus. Ausbrüche mit dem Erreger hat es in den vergangenen Jahren aber auch in Israel, Ägypten, Rußland und Rumänien gegeben. 2003 wurden in den USA 8912 Infizierte registriert, 211 davon sind gestorben.

Ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf mit Meningoenzephalitis haben ältere Menschen, Diabetiker und Immunsupprimierte. "Wenn ich mir als älterer Mensch meine Reisezeit frei aussuchen könnte, dann würde ich im Moment nicht im Spätsommer in die USA reisen", sagt zum Beispiel Dr. Klaus Volkmer vom Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf.

West-Nil-Fieber im Sommer

Das WNV kommt vor allem in Sperlings-Vögeln vor und wird von Culex-Mücken auf den Menschen übertragen. Eine Infektionsgefahr besteht besonders zwischen dem 1. Juni und dem 30. November. Da Infektionen über Bluttransfusionen möglich sind, dürfen alle Menschen, die in diesem Zeitraum in den USA waren, binnen vier Wochen nach Rückkehr in Deutschland kein Blut spenden.

Am Schweren Akuten Respiratorischen Syndrom (SARS) sind zwischen November 2002 und Juli 2003 weltweit 8098 Menschen erkrankt und 774 gestorben, in Deutschland wurden neun SARS-Patienten registriert. Weltweit sind seither nur noch sechs weitere Infektionen bekannt geworden. Weitere Ausbrüche sind zu erwarten, doch sind Ärzte inzwischen besser vorbereitet. Das Virus ist identifiziert, und für die Diagnostik wurden Tests entwickelt. Eine kausale Therapie gibt es nicht. Es gilt, Infizierte möglichst schnell zu identifizieren und von Mitmenschen isoliert zu behandeln.

Die Vogelgrippe gibt es auch weiterhin in Geflügelfarmen von Thailand, China und Vietnam. Das Vogelgrippevirus (H5N1) hatte sich zuletzt von Dezember 2003 bis Februar 2004 in Geflügelfarmen von acht asiatischen Ländern ausgebreitet. 100 Millionen Vögel wurden prophylaktisch getötet. 35 Menschen in Vietnam und Thailand haben sich mit dem Vogelvirus infiziert, 23 sind gestorben. Infekte gab es aber bisher nur bei Menschen, die engen Kontakt mit infizierten Vögeln hatten.

Forscher befürchten, daß die Vogelviren und Influenzaviren vom Menschen genetisches Material austauschen und neue hochansteckende und hochpathogene Viren entstehen. Hierdurch könnte eine weltweite Pandemie ausgelöst werden. Gegenmaßnahmen werden zur Zeit weltweit von Behörden vorbereitet. So wird in den USA ein Impfstoff gegen das H5N1-Virus entwickelt. (eis)

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