Die Vogelgrippe - das Wichtigste auf einen Blick

Das Vogelgrippevirus mit der Bezeichnung H5N1 hat inzwischen auch die Türkei und Rumänien erreicht - zuvor hatte es sich in Asien ausgebreitet. Bald könnte es auch in Deutschland sein. Doch selbst dann sind hier nur Menschen in Gefahr, die beruflich mit lebendem Geflügel zu tun haben. Und selbst für Geflügelbauern ist die Gefahr gering: Weltweit haben sich über 100 Millionen Hühner, Enten und Gänse mit dem Vogelgrippevirus infiziert, aber nur etwa 120 Menschen sind daran erkrankt. Das Vogelgrippevirus ist nicht zwischen Menschen übertragbar. Ob es sich jemals so verändert, daß es von Mensch zu Mensch übertragen wird, kann niemand sagen.

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Ist die Vogelgrippe für Menschen gefährlich?

Die Vogelgrippe ist eine Tierkrankheit und vor allem für Vögel gefährlich - kaum für Menschen. Es gibt viele verschiedene Vogelgrippeviren, die meisten sind für Menschen völlig harmlos. Das Vogelgrippevirus H5N1, das jetzt auch in der Türkei und Rumänien nachgewiesen wurde, kann auch Menschen infizieren. Dies geschieht aber sehr selten, und nur bei Menschen, die intensiven Kontakt mit infiziertem Geflügel haben, also Bauern und Geflügelzüchter.

Sind Eier oder Hühnerfleisch infektiös?

Das ist unwahrscheinlich. Menschen können sich durch Kontakt mit kranken Vögeln infizieren sowie über Federn oder den Kot infizierter Vögel. Empfohlen wird aber, in Ländern, in denen Vogelgrippe vorkommt, nur gut durchgegartes Geflügelfleisch und keine rohen Eier zu essen. In Deutschland ist es völlig unproblematisch, Geflügel und Eier zu essen.

Kann man beruhigt in Länder mit Vogelgrippe reisen?

Ja! Für keines der Länder mit Vogelgrippe gibt es offizielle Reisewarnungen. Allerdings sollten Reisende Kontakte mit lebendem Federvieh und rohem Geflügelfleisch meiden, also keine Geflügelmärkte oder -farmen besuchen. Den Kontakt mit Menschen, die sich mit Vogelgrippe infiziert haben, sollte man sicherheitshalber auch meiden.

Worauf ist bei der Rückreise nach Deutschland zu achten?

Kommen Reisende aus Ländern mit Vogelgrippe, dürfen sie kein Geflügel, keine Geflügelprodukte wie Fleisch, Eier oder Federn mit sich führen. Auch andere Vögel oder unbehandelte Jagdtrophäen sind tabu. Die Einfuhr lebender Vögel ist unabhängig vom Herkunftsland generell untersagt und strafbar.

Kann ich mich bei Menschen infizieren, die an Vogelgrippe erkrankt sind?

Nein, das Vogelgrippevirus H5N1 ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Es wird bei einigen Personen diskutiert, ob sie sich bei Familienangehörigen angesteckt haben. Dies ist aber noch nicht eindeutig geklärt.

Was kann man tun, wenn jemand an Vogelgrippe erkrankt?

Eine Therapie mit Neuraminidase-Hemmer hilft vermutlich, die Erkrankung zu lindern. In Laborversuchen reagierte das Vogelgrippevirus H5N1 empfindlich auf die beiden erhältlichen Neuraminidase-Hemmer Oseltamivir (Tamiflu®) und Zanamivir (Relenza®). Noch gibt es aber wenige klinische Daten zur Wirksamkeit bei einer Erkrankung mit H5N1.

Kann man gegen Vogelgrippe impfen?

Eine Vakzine gibt es derzeit nur für Geflügel, nicht für Menschen.

Wenn man sich kaum mit Vogelgrippe infizieren kann, weshalb dann die Aufregung?

Virologen befürchten, daß das Vogelgrippevirus H5N1 eines Tages so mutiert, daß es wie gewöhnliche menschliche Grippeviren von Mensch zu Mensch übertragen wird. Das Vogelgrippevirus könnte sich auch mit einem Human-Influenzavirus kreuzen, etwa in einem Tier oder in einem Menschen, der mit beiden Virustypen infiziert ist. Auf diese Weise könnte ebenfalls ein neues Influenzavirus entstehen, das von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Ein solches Virus könnte dann eine Pandemie auslösen, sich also in kurzer Zeit über die ganze Welt verbreiten und Millionen Menschen infizieren. Das ist aber alles noch Spekulation!

Weshalb wäre eine Pandemie durch Vogelgrippeviren so schlimm?

Die alljährliche Grippewelle wird von Influenzaviren verursacht, die sich nur geringfügig von den Influenzaviren aus dem Vorjahr unterscheiden. Sie sind dem Immunsystem daher recht gut bekannt und erzeugen eine schnelle und starke Immunantwort. Trotzdem sterben auch bei einer Grippewelle mit gewöhnlichen Influenzaviren jedes Jahr 7000 bis 20 000 Menschen in Deutschland - vor allem Alte und Geschwächte. Ein neues Influenzavirus, das etwa aus dem Vogelgrippevirus entstanden ist, wäre jedoch für das Immunsystem völlig unbekannt. Die Influenza würde viel schwerer verlaufen und könnte auch junge, zuvor gesunde Menschen töten. Experten befürchten dann weltweit Millionen Tote.

Wie wahrscheinlich ist eine Pandemie mit solch einem neuen Influenzavirus?

Das weiß niemand. Im Schnitt gibt es drei bis viermal in hundert Jahren eine Influenza-Pandemie. Im 20sten Jahrhundert gab es 1918, 1957 und 1968 Influenza-Pandemien - die letzte liegt also schon sehr lange zurück. Trotzdem kann niemand sagen, wann die nächste kommt, auch nicht, ob sie tatsächlich durch eine Variante des Vogelgrippevirus verursacht wird. Vielleicht schafft es das Vogelgrippevirus H5N1 nie, zwischen Menschen übertragbar zu werden. Im Prinzip kommt jeder neue Influenzastamm, der von Mensch zu Mensch übertragbar ist, als Kandidat für eine Pandemie infrage.

Weshalb glaubt man, daß der Vogelgrippe-Erreger eine Pandemie auslösen könnte?

Das Virus kann Menschen infizieren und krank machen, daher hat schon eine gewisse Anpassung an Menschen stattgefunden. Bislang ist auch kaum ein anderes Tier-Influenzavirus bekannt, an dem Menschen erkranken können. Zwar starb bei einem Ausbruch der Vogelgrippe in den Niederlanden im Jahr 2003 ein Tierarzt an einer Infektion mit dem Virus H7N7, aber dies blieb ein Einzelfall.

Bei dem derzeit kursierenden Vogelgrippevirus H5N1 hat man zudem genetische Veränderungen beobachtet, wie sie auch bei dem Pandemievirus von 1918 auftraten. Das Pandemievirus von 1918 stammte nach neuen Erkenntnissen auch von einem Vogelgrippevirus. Ein Vergleich von H5N1 mit dem Pandemivirus von 1918 hat aber auch ergeben, daß H5N1 noch viele entscheidende Veränderungen fehlen, die offenbar nötig sind, um von Mensch zu Mensch zu springen.

Was wird getan, um Menschen vor einer Pandemie durch das Vogelgrippevirus zu schützen?

Zunächst wird versucht, das Vogelgrippevirus H5N1 auszurotten oder zumindest die Ausbreitung unter Vögeln zu stoppen. Damit will man verhindern, daß das Virus auf Menschen überspringt. Bisher waren die Eindämmungsversuche wenig erfolgreich. In vielen Ländern lagert man nun Neuraminidase-Hemmer ein.

Sollte es eines Tages tatsächlich zu einer Influenza-Pandemie kommen, könnten die Medikamente die Bevölkerung so lange schützen, bis es einen Impfstoff gibt. In Deutschland werden solche Mittel für etwa zehn Prozent der Bevölkerung gelagert. Im Ernstfall werden die Arzneien dann nach einem Pandemieplan verteilt - zunächst für Ärzte, Klinikpersonal, Polizisten und Grenzbeamte.

Sollte man sich aus Angst vor einer Influenza-Pandemie vorsorglich mit Grippemitteln eindecken?

Wenn keine akuten Grippesymptome bestehen, werden Ärzte in der Regel keine Grippemittel verordnen, denn das Robert-Koch-Institut rät Ärzten davon ab, Neuraminidase-Hemmer auf Vorrat zu verschreiben. Wer sich aus Angst vor einer Pandemie vorsorglich mit Grippemitteln eindecken will, sollte mit seinen Arzt darüber sprechen. Wenn der Arzt ein Privatrezept ausstellt, müssen die Kosten selbst übernommen werden.

Patienten sollten die Mittel aber auf keinen Fall schon bei einer gewöhnlichen Erkältung einnehmen oder bei einer normalen Influenza in zu geringer Dosierung. Denn das könnte die Bildung von Resistenzen gegen gewöhnliche Grippeviren fördern.

Schützt die saisonale Grippeimpfung auch vor der Vogelgrippe?

Nein! Die Impfstoffe, die jedes Jahr neu gegen die saisonalen Human-Influenzaviren hergestellt werden, schützen nur vor den Human-Influenzaviren der jeweiligen Saison.

Warum macht man keine Vakzine gegen die Vogelgrippe?

Ein solcher Impfstoff wäre höchstens geeignet für Geflügelbauern, um sie vor dem derzeitig kursierenden Vogelgrippevirus zu schützen. Das Virus ändert sich jedoch sehr schnell. Treten neue Varianten auf, ist der bisherige Impfstoff wirkungslos. Bei einer Pandemie unter Menschen durch ein mutiertes Vogelgrippevirus würde ein bereits jetzt hergestellter Impfstoff nicht schützen. Einen Pandemie-Impfstoff kann man erst herstellen, wenn die Influenza-Pandemie begonnen hat und wenn man das Pandemie-Virus isoliert hat.

Wie lange würde es bei einer Influenza-Pandemie dauern, einen Impfstoff zu produzieren?

Drei bis sechs Monate. Zunächst muß das Pandemievirus isoliert werden. Dann muß man es mit Influenzaviren kreuzen, die gut auf Hühnereiern wachsen. Mit einem solchen als Saatvirus bezeichneten Influenza-Stamm kann man den Impfstoff in Hühnereiern produzieren. Die Herstellung des Saatvirus dauert etwa drei Monate, die des Impfstoffs weitere drei Monate. Wenn man aus den aktuell kursierenden Vogelgrippeviren stets Saatviren herstellt, hat man vielleicht das Glück, zu Beginn der Pandemie schon das passende Saatvirus zu besitzen. Dann kann man sofort mit der Impfstoffproduktion loslegen. (mut/ug)

Lesen Sie dazu auch: Die Vogelgrippe - Chronologie einer Tierkrankheit

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