HINTERGRUND

Lettland, Polen, Rußland - FSME-Impfung kann vor Reisen nötig sein

Von Ursula Gräfen Veröffentlicht:

Wandern auf der Kurischen Nehrung, in Masuren oder der Schweiz - manche Reisende sollten gegen FSME geimpft sein. In vielen Ländern Europas können Zecken FSME-Viren übertragen: Der sogenannte FSME-Gürtel zieht sich von Deutschland über Rußland bis nach China, der Mongolei und Japan, wo die Viren vereinzelt vorkommen.

Das FSME-Risiko ist dabei in den einzelnen Ländern und Regionen unterschiedlich. Für die reisemedizinische Beratung sollten Ärzte die Risikogebiete kennen. Als Reiseimpfung ist die FSME-Impfung ein IGeL-Angebot. Es sei denn, es geht um eine Reise innerhalb Deutschlands, dann zahlen die Kassen.

Einen Überblick über das FSME-Risiko in Europa und Asien hat das Centrum für Reisemedizin in Düsseldorf zusammengestellt (Infodienst 4, 2006, 11).

Albanien, Aserbaidschan, Moldawien, Rumänien, Ukraine

Mit einem Risiko ist zu rechnen, genaue Daten fehlen aber. In der Ukraine liegt ein bekanntes Endemiegebiet im Süden der Krim. Aus Albanien und Rumänien gibt es Berichte über alimentäre Übertragung des Virus, etwa durch Ziegenmilch.

Die baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen

In allen drei Ländern ist das FSME-Risiko sehr hoch. Die baltischen Staaten haben europaweit mit die höchsten Inzidenzen. Litauen steht mit bis zu 100 Erkrankungen auf 100 000 Einwohner in Europa an der Spitze. In Lettland ist das Risiko besonders hoch im Großraum Riga, auch in Grünanlagen im Stadtgebiet.

Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien und Montenegro

Das Risiko besteht hauptsächlich in den Flußniederungen. Auch alimentäre Übertragung kommt vor.

Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien

Diese Länder sind fast frei von FSME. In Dänemark besteht ein Risiko nur auf der Insel Bornholm. In Frankreich sind einzelne autochthone Herde im Elsaß, um Nancy und um Grenoble bekannt. In Griechenland gibt es nur westlich von Thessaloniki einen Naturherd. In Italien kommt FSME in den Provinzen Trentino, Belluno, Goriza, Florenz und Latium sowie im Piemont vor.

Österreich

Das Land ist bekanntlich ein Hochrisiko-Gebiet. Besonders gefährliche Regionen sind die Flußniederungen entlang der Donau, Teile von Kärnten, der Steiermark und des Burgenlandes. In den letzten Jahren wurden einzelne neue Herde in Vorarlberg und Salzburg nachgewiesen.

Polen

Hochrisikogebiete sind im Nordosten: 80 Prozent der gemeldeten Infektionen stammen aus den Provinzen Suwalki und Bialystock. Weitere Endemie-Gebiete liegen im Norden (Provinzen Gdansk, Elblag, Olsztyn), im Osten (von Siedice bis zur weißrussischen Grenze) und im Süden an der tschechischen Grenze. In den anderen Landesteilen besteht ein geringes Risiko. Es gibt Berichte über alimentäre Übertragung durch Schafs- oder Ziegenmilch.

Rußland

Rußland hat mit die höchsten Fallzahlen in Europa, mit einem Risiko ist landesweit zu rechnen. Besonders betroffen ist der gesamte eurasische Waldgürtel von Kaliningrad bis Wladiwostock. Gebiete mit besonders hohem Risiko liegen im europäischen Teil Rußlands zwischen Moskau und St. Petersburg, am Ural speziell in der Gegend um Perm sowie in den Feuchtbiotopen von Karelien. Im asiatischen Teil gibt es Hochrisiko-Gebiete in Süd- und Ost-Sibirien.

Außer der mitteleuropäischen FSME, deren Erreger von Ixodes ricinus, dem gemeinen Holzbock, übertragen werden, gibt es vor allem in den östlichen Landesteilen eine Variante: die Russische Frühsommer-Meningoenzephalitis (RSSE), inzwischen auch als östlicher FSME-Subtyp bezeichnet. Die Erreger werden von der Taigazecke Ixodes persulcatus übertragen. Die RSSE ähnelt der FSME, verläuft aber meist schwerer. Die bei uns üblichen FSME-Vakzinen schützen vor beiden Virus-Subtypen.

Schweiz

FSME kommt in Niederungen unterhalb von 1000 Metern in den nördlichen Landesteilen vor mit Hauptendemie-Gebieten im oberen Rheintal und in der Zentralschweiz.

Skandinavien

FSME kommt nur im Süden der Länder vor, das Risiko ist gering.

Slowakei

In allen Landesteilen muß mit FSME gerechnet werden. Ein besonders hohes Risiko gibt es in den Westkarpaten, im Donaubecken mit den Gebieten um Bratislava und Komarno sowie um Levice. Berichte über alimentäre Übertragung gibt es.

Slowenien

Landesweit ist von einem hohen Risiko auszugehen. Nach den baltischen Staaten steht Slowenien mit 13 Erkrankten pro 100 000 Einwohner europaweit an vierter Stelle.

Tschechische Republik, Ungarn, Weißrußland

Das Risiko ist überall hoch, vor allem in den Flußniederungen.

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